Die Wissenschaft von der Zukunft (Polanyi 2005): Difference between revisions

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Wir müssen voll und ganz die Tragweite der Tatsache begreifen, dass wir über die Zukunft der Menschheit nicht mehr wissen als Adam und Eva zur Zeit des Paradieses über die Zukunft gewusst haben. Alles was wir darüber hinaus wissen, ist bloss Vermutung oder aber für das Handeln unwesentlich.
Wir müssen voll und ganz die Tragweite der Tatsache begreifen, dass wir über die Zukunft der Menschheit nicht mehr wissen als Adam und Eva zur Zeit des Paradieses über die Zukunft gewusst haben. Alles was wir darüber hinaus wissen, ist bloss Vermutung oder aber für das Handeln unwesentlich.


Gross ist der Schaden den die heutige Menschheit auf der Jagd nach soziologischen Irrlichtern erleidet. Grösser aber noch ist derjenige, der ihr daraus erwächst, dass sie als Folge dieses abergläubischen Treibens den einzigen wahren Leitstern des Handelns, das freie Wirken aus <span style="color:white;">white space</span> Wünschen und klaaren Idealen heraus aus den Augenverloren hat. Wer die Zukunft zu <u>kennen</u> wähnt, der kenn sie nie <u>erschaffen</u>. Denn die Zukunft der Menschheit liegt in unseren Seelen begraben. Da, und nur da, ist sie zu finden. Wer dies verkennt, der vermag sie nicht zur Wirklichkeit zu machen, denn es fehlt ihm der wahre Sinn dieser Zukunft und damit auch die Kraft sie wahr zu machen. Ebenso entschlossen haben wir die Folgen aus dieser Erkenntnis zu ziehen, dass unser Wissen über die Zukunft, falls ein solches vorhanden wäre, uns noch <span style="color:white;">large white space</span> Handabe zum praktischen Handeln bieten könnte.
Gross ist der Schaden den die heutige Menschheit auf der Jagd nach soziologischen Irrlichtern erleidet. Grösser aber noch ist derjenige, der ihr daraus erwächst, dass sie als Folge dieses abergläubischen Treibens den einzigen wahren Leitstern des Handelns, das freie Wirken aus <span style="color:white;">white space</span> Wünschen und klaaren Idealen heraus aus den Augenverloren hat. Wer die Zukunft zu <u>kennen</u> wähnt, der kenn sie nie <u>erschaffen</u>. Denn die Zukunft der Menschheit liegt in unseren Seelen begraben. Da, und nur da, ist sie zu finden. Wer dies verkennt, der vermag sie nicht zur Wirklichkeit zu machen, denn es fehlt ihm der wahre Sinn dieser Zukunft und damit auch die Kraft sie wahr zu machen. Ebenso entschlossen haben wir die Folgen aus dieser Erkenntnis zu ziehen, dass unser Wissen über die Zukunft, falls ein solches vorhanden wäre, uns noch <span style="color:white;">large white space</span> Handhabe zum praktischen Handeln bieten könnte.


Trennen wir in der Theorie und der Praxis vollkommen von jeder Theorie Verhalten wir uns den Leiden der Gesellschaft gegenüber, mit Unvoreingenommenheit mit der sich die hippokratische Medizin am Krankenbette verhält, und richten wir unser Handeln so ein, dass zwischen den Beweggründen des Handelns und seinen Zwecken, zwischen Mittel, Weg und Ziel vollkommene Einheitlichkeit herrsche, so müssen wir darangehen, voll, ganz und rücksichtslos gegen uns selber aus der Gegenwart unseres eigenen Lebens heraus frei due Zukunft zu erschaffen.
Trennen wir in der Theorie und der Praxis vollkommen von jeder Theorie Verhalten wir uns den Leiden der Gesellschaft gegenüber, mit Unvoreingenommenheit mit der sich die hippokratische Medizin am Krankenbette verhält, und richten wir unser Handeln so ein, dass zwischen den Beweggründen des Handelns und seinen Zwecken, zwischen Mittel, Weg und Ziel vollkommene Einheitlichkeit herrsche, so müssen wir darangehen, voll, ganz und rücksichtslos gegen uns selber aus der Gegenwart unseres eigenen Lebens heraus frei due Zukunft zu erschaffen.

Revision as of 23:14, 29 July 2017


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Texte en allemand à traduire en français

[8/35/208][1] … Nicht die Wissenschaft selbst, aber ihre Autorität unter den Menschheit


[10/38/210] …enstand eine neue Wissenschaft, die Wissenschaft über die menschliche Zukunft.

[10/38/-] Nun war es ihr gelungen mit den Mitteln der Wissenschaft diese Zukunft zu erforschen, und dadurch über sie soweit Macht zu gewinnen, als es die Erkenntnis zu bieten vermag. Die Schaffung der neuen Soziologie und der neuen Wirtschaftslehre als der Wissenschaften über die menschliche Zukunft war die Krönung des Werkes, den die wissenschaftliche Weltanschauung unternommen hatte und machte ihre Stellung unangreifbar.

[11/38/211] Entwicklungstendenzen und Naturgesetzlichen jeglicher Art, wurden von allen Seiten und Enden der Erkenntnis zusammengetragen. Der Kampf… … in taghellem Lichte.

[11/38/-] Die unwandelbaren Gesetzte, die die Entstehung des Menschen und seiner Gesellschaft beherrschen, sie bestimmen auch ihre Zukunft -so lehrte die neue Wissenschaft. Kampf ums Dasein, Anpassung und gegenseitige Hülfe sind ihre Triebfedern. Dieselbe, sowie einige andere allgemeine und besondere Entwickelungsgesetzte, bestimmen ihren Gang.

[…]

Wissenschaftlich Politik ohne Skepsis und die Privilegien der Soziologie

[2][14/40/x] Der beschämende Zustand einer doppelten Moral, die Vorstellungen von Staat, …

… Nur der letzte Schluss: die praktische Anwendung aufs Handeln soll uns beschäftigen.

[15/41/-] Noch nie hat es allerdings einen verstiegeneren …

[20/45/214] Theorien und Spekulation auf die Praxis.[3]

Ist nun die Anwendung theoretischer Erkenntnisse, auch wenn sie [20/46/214] sondern nur um einen bestimmten Zweck den sie zu erfüllen haben. white space, Moral, Religion, Philosophie, white space, so auch die Politik einer Zeit sind nicht Gebiete der Wissenschaft sondern der Ideologie; sie sind weder wahr noch unwahr, sondern der blosse Überbau der white space

Die richtige Weise sich gegenüber der S. zu verhalten

Soll unsere Politik eine utopische sein

Keineswegs.

Soll unsere Politik eine unwissenschaftliche sein?

Reformistische oder revolutionäre Politik?

[64/87/-] Manche werden die Forderung nach idealistischer Zielsetzung als eine revolutionäre auffassen, manche wiederum die grosse Bedeutung die wir der large white space Abschätzung der Kräfte und der sorgfältigen Auswahl des Weges beimessen, auf reformistische Neigungen zurückführen. Andere werden sich nicht darüber klar werden: “ob hier eine reformistische oder eine revolutionäre Politik vorgeschlagen wird?”

Denn die Frage drängt sich die ganze Weisheit der praktischen Politik von heute zusammen. Wie keine andere drückt sie die völlige large white space losigkeit der spekulativen Politik aus. Wir glauben allerdings, dass diese Frage für unsere Generation gegenstandlos ist, denn Revolution ist nichts anderes als der richtige Name für jenen Zustand der Gesellschaft, in welchem wir heute leben. Wo das Hindernis, die Welt zu verändern, nicht in der Macht und Gewalt jener besteht, die sie erhalten wollen, sondern einzig in der Schwierigkeit eine andere Welt klaar und ganz zu wünschen, so klaar und ganz, dass wir sofort daran gehen könnten, sie auch zur Wirklichkeit zu machen, - wo es mithin nicht an entscheidender Macht sondern an entschiedener Gesinnung fehlt - dort hat das Wort “Revolutionär” keinen Sinn mehr. Es führt die Menschen nur irre, indem es ihre Lage leichter hinstellt als sie es in Wirklichkeit ist. Damit hindert man sie daran jener ihrer Kräfte bewusst zu werden, mit Hilfe deren sie diese Lage andern könnten. Denn es handelt sich heute um viel mehr, als darum Opfer zu bringen. Es handelt sich darum ein Ideal zu schaffen, also uns selbst zu ändern. Dass wir heute keine Opfer bringen können, weil alles was als wirkliche Gesinnung, ohne Opfer, dass diese kaum in Betracht kommen dieses ist die Grundlage unserer Wirklichkeit. Für das kommunistische Programm besteht die Schwierigkeit der Propaganda heute grade darin, dass nicht das angerufene Proletariat die Opfer zu erbringen hätte, sondern die Bourgeoisie, mithin die Feinde sind es, die so gewaltige Opfer an Blut und Gut einzuzahlen hätten, dass die Grösse dieser Opfer die Masse zurückschaudern lässt. Hier ist es nicht mehr die Grösse der zu erbringenden Opfer sondern im Gegenteil die Grösse des Vorteils, das dem Handelnden zu Teil werden würde, was das Hindernis der wirksamen Tat bildet. Das Wort Revolutionär erweckt den Schein als befände man sich auf einem Weg, den es nur mit genügender Entschlossenheit zu gehen gilt, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Grade dieses Ziel aber ist es, das heute problematisch ist und daher ist die Menschheit nicht unterwegs, sondern sie hat sich verirrt. Die Umkehrung dieses traurigen [S]achervhaltes in sein Gegenteil…

Soll dieses andere mehr als romantische Äusserlichkeit sein, so macht seinen Inhalt der Hinweis auf jene large white space Revolutionsprophezeiungen aus, die von der marxistischen Sekte der large white space vor etwa drei Generationen ausgesprochen sind. In diesem Sinne geht es also um die Auslegungsfrage, ob die gegenwärtige Revolution die von Marx gemeinte oder eine andere sei -eine large white space Streitfrage die nur vollständige von der Soziologie large white space Gehirnen von Bedeutung erscheinen kann. Die unbedingten Reformisten ihrerseits large white space so, als hätten sie diese Weisheit aus irgendwelchen Entwicklungsgesetzen der Gesellschaft bezogen und lassen prinzipiell Revolution nicht gelten. Offenbar erscheinen sie ihnen als etwas unwissenschaftliches. Beide Lager gehen, wie leicht einzusehen, nicht von den Wünschen und Idealen aus, die ihnen vorschweben, sondern von irgendeiner, mehr oder weniger wissenschaftlichen Vorstellung, das sie vom notwendigen Verlaufen der Geschichte gemacht haben. Reform white spaceund white space revolutionäre white spacesind wissenschaftliche Sekten, deren Einfluss auf die praktische Politik gleichermaßen verhängnisvoll sind. Die Vorstellung das hier eine white space Alternative vorliegt, stammt aus derselben large white space wie alle anderen large white space Begriffe der politischen …………

Zusammenfassung

Es ist an der Zeit, dass wir den Geist der schärfsten Skepsis erwecken gegenüber allen Ratschlägen und Vorschlagen die uns Soziologie und theoretische Wirtschaftslehre für's praktische Handeln bieten.

Diese Wissenschaften sind erst im Entstehen und es ist nicht gewiss ob sie je zustandekommen werden. Wer heute ihren Weissagungen folgt, ist in einem Aberglauben befangen und gilt nicht besser als der sein Handeln nach den white space der Astrologie oder der Kabbala richten wollte.

Wir müssen voll und ganz die Tragweite der Tatsache begreifen, dass wir über die Zukunft der Menschheit nicht mehr wissen als Adam und Eva zur Zeit des Paradieses über die Zukunft gewusst haben. Alles was wir darüber hinaus wissen, ist bloss Vermutung oder aber für das Handeln unwesentlich.

Gross ist der Schaden den die heutige Menschheit auf der Jagd nach soziologischen Irrlichtern erleidet. Grösser aber noch ist derjenige, der ihr daraus erwächst, dass sie als Folge dieses abergläubischen Treibens den einzigen wahren Leitstern des Handelns, das freie Wirken aus white space Wünschen und klaaren Idealen heraus aus den Augenverloren hat. Wer die Zukunft zu kennen wähnt, der kenn sie nie erschaffen. Denn die Zukunft der Menschheit liegt in unseren Seelen begraben. Da, und nur da, ist sie zu finden. Wer dies verkennt, der vermag sie nicht zur Wirklichkeit zu machen, denn es fehlt ihm der wahre Sinn dieser Zukunft und damit auch die Kraft sie wahr zu machen. Ebenso entschlossen haben wir die Folgen aus dieser Erkenntnis zu ziehen, dass unser Wissen über die Zukunft, falls ein solches vorhanden wäre, uns noch large white space Handhabe zum praktischen Handeln bieten könnte.

Trennen wir in der Theorie und der Praxis vollkommen von jeder Theorie Verhalten wir uns den Leiden der Gesellschaft gegenüber, mit Unvoreingenommenheit mit der sich die hippokratische Medizin am Krankenbette verhält, und richten wir unser Handeln so ein, dass zwischen den Beweggründen des Handelns und seinen Zwecken, zwischen Mittel, Weg und Ziel vollkommene Einheitlichkeit herrsche, so müssen wir darangehen, voll, ganz und rücksichtslos gegen uns selber aus der Gegenwart unseres eigenen Lebens heraus frei due Zukunft zu erschaffen.

Die abergläubische Vorstellung einer wissenschaftlichen Politik müssen wir aber weit von uns weisen.

02/04

Die Wissenschaft von der Zukunft (2)

02/04

Die neue Gefahr

02/04

Editor's Notes

  1. Pages : Polanyi (hand-written)/KPI Archive/Polanyi 2005.
  2. In Polanyi 2005 version, titles are absent.
  3. The text in POLANYI 2005 stops here.

Text Informations

Reference:
KPA: 02/03+02/04
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DE POLANYI 2005, 208-214
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