Soziale Fragen der Rationalisierung: Difference between revisions

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== The Text ==
Im Mittelpunkt des Kongresses der freien Gewerkschaften stand diesmal die Frage der Rationalisierung. Sowohl Otto Bauer, der in seinem Vortrag über die Wirtschaftsentwicklung Österreichs die Frage streifte, als auch der erheblich weiter rechts stehende Gewerkschafter [https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Schorsch Johann Schorsch], der sich damit ausführlich beschäftigte, kamen zu dem Ergebnis, daß die Rationalisierung der Erzeugung ein zwingender Zug der technischen Entwicklung sei und daß die Arbeiterschaft trotz der großen Opfer, die sie ihr auferlegt, sich ihr nicht entgegenstellen dürfe. Der Gewerkschaften gewillt und, die Rationalisierungsbestrebungen der Wirtschaft zu unterstützen, was bald darauf vom Präsidenten des Metallarbeiterverbandes, Domes, bei der gründenden Versammlung des Kuratoriums für Wirtschaftlichkeit neuerlich betont wurde.
Im Mittelpunkt des Kongresses der freien Gewerkschaften stand diesmal die Frage der Rationalisierung. Sowohl Otto Bauer, der in seinem Vortrag über die Wirtschaftsentwicklung Österreichs die Frage streifte, als auch der erheblich weiter rechts stehende Gewerkschafter [https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Schorsch Johann Schorsch], der sich damit ausführlich beschäftigte, kamen zu dem Ergebnis, daß die Rationalisierung der Erzeugung ein zwingender Zug der technischen Entwicklung sei und daß die Arbeiterschaft trotz der großen Opfer, die sie ihr auferlegt, sich ihr nicht entgegenstellen dürfe. Der Gewerkschaften gewillt und, die Rationalisierungsbestrebungen der Wirtschaft zu unterstützen, was bald darauf vom Präsidenten des Metallarbeiterverbandes, Domes, bei der gründenden Versammlung des Kuratoriums für Wirtschaftlichkeit neuerlich betont wurde.


Diese Erklärungen sind sehr erfreulich. Obwohl die Rationalisierung zwangsläufig kommen muß, könnte der Prozeß doch
Diese Erklärungen sind sehr erfreulich. Obwohl die Rationalisierung zwangsläufig kommen muß, könnte der Prozeß doch durch einen Widerstand der Gewerkschaften sehr zum Schaden der Wirtschaft verzögert werden. Die Einführung der neuzeitlichen Betriebsmethoden erfordert sogar eine weitgehende Mitwirkung der Arbeiterschaft, denn sie verträgt keine schweren inneren Reibungswiderstände.


Die rein wirtschaftlichen Fragen der Rationalisierung können von den Unternehmen allein nicht gelöst werden. Ebensowenig können die rien sozialen Fragen, die die Rationalisierung aufwirft, von den Gewerkschaften allein gelöst werden.
Dem Gewerkschaftskongreß verdankt man einige interessante Angaben über die Fortschritte der betriebswissenchaftlichen Neuordnung der Erzeugung in Österreich. So wurde zum Beispiel in einem chemischen Großbetrieb in der Steiermark die tägliche Arbeitsleistung je Arbeiter in einer Abteilung  von 27 8 Kilogramm im Jahr 1922 auf 48 2 Kilogramm im Jahr 1927 gebracht. In einer anderen Abteilung ist sie von 31.000 Erzeugungseinheiten auf 68.000 gestiegen. Die Belegschaft konnte um 10 bis 15% abgebaut werden.


== References ==
== References ==

Revision as of 13:36, 2 May 2017

The Text

Im Mittelpunkt des Kongresses der freien Gewerkschaften stand diesmal die Frage der Rationalisierung. Sowohl Otto Bauer, der in seinem Vortrag über die Wirtschaftsentwicklung Österreichs die Frage streifte, als auch der erheblich weiter rechts stehende Gewerkschafter Johann Schorsch, der sich damit ausführlich beschäftigte, kamen zu dem Ergebnis, daß die Rationalisierung der Erzeugung ein zwingender Zug der technischen Entwicklung sei und daß die Arbeiterschaft trotz der großen Opfer, die sie ihr auferlegt, sich ihr nicht entgegenstellen dürfe. Der Gewerkschaften gewillt und, die Rationalisierungsbestrebungen der Wirtschaft zu unterstützen, was bald darauf vom Präsidenten des Metallarbeiterverbandes, Domes, bei der gründenden Versammlung des Kuratoriums für Wirtschaftlichkeit neuerlich betont wurde.

Diese Erklärungen sind sehr erfreulich. Obwohl die Rationalisierung zwangsläufig kommen muß, könnte der Prozeß doch durch einen Widerstand der Gewerkschaften sehr zum Schaden der Wirtschaft verzögert werden. Die Einführung der neuzeitlichen Betriebsmethoden erfordert sogar eine weitgehende Mitwirkung der Arbeiterschaft, denn sie verträgt keine schweren inneren Reibungswiderstände.

Die rein wirtschaftlichen Fragen der Rationalisierung können von den Unternehmen allein nicht gelöst werden. Ebensowenig können die rien sozialen Fragen, die die Rationalisierung aufwirft, von den Gewerkschaften allein gelöst werden.

Dem Gewerkschaftskongreß verdankt man einige interessante Angaben über die Fortschritte der betriebswissenchaftlichen Neuordnung der Erzeugung in Österreich. So wurde zum Beispiel in einem chemischen Großbetrieb in der Steiermark die tägliche Arbeitsleistung je Arbeiter in einer Abteilung von 27 8 Kilogramm im Jahr 1922 auf 48 2 Kilogramm im Jahr 1927 gebracht. In einer anderen Abteilung ist sie von 31.000 Erzeugungseinheiten auf 68.000 gestiegen. Die Belegschaft konnte um 10 bis 15% abgebaut werden.

References

Reference:
Original Publication:
KPA: 03/12, 71-73