Introduction to Economics

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Ist Part
Lecturer: Dr. Karl Polanyi

(Ist Semester 1930/31)

I. Market and Market Economy

Die Aufgabe einer Volkswirtschaft besteht darin, mit den vorhandenen Arbeitskräften und Bodenschätzen die Bedürfnisse der Bevölkerung am besten zu befriedigen. In einer sozialistischen Volkswirtschaft z.B. wird diese Aufgabe auf Grund eines Planes vom Obersten Wirtschaftsrat besorgt. In der heutigen Wirtschaft entscheidet sich die Verwendung der Arbeitskräfte und Bodenschätze auf dem Markt. Die beiden Hauptfunktionen des Marktes sind:
a) Güteraustausch – dadurch wird der gegenseitige Austausch der Produkte der arbeitsteilig produzierenden vermittelt;
b) Einkommensverteilung – dadurch wird das jährliche Sozialprodukt an genussreifen Gütern unter die verschiedenen Klassen aufgeteilt. (Geldeinkommen = Kaufkraft = Anteil aus dem jährlichen Ertrag der Gesamtwirtschaft).

II. Price Function

Der Markt leistet Güteraustausch wie Einkommensverteilung im Wege der Bildung von Preisen: a) die Preise der Güter bestimmen ihre Austauschverhältnisse (Warenmarkt)
b) die Preise für gewisse Guter bestimmen die Einkommen ihrer Besitzer u. zw. Ergibt sich:
der Lohn als Preis der Arbeitskraft (Arbeitsmarkt)
der Zins als Preis des Kapitals (Kapitalmarkt)
der Bodenrente als Preis der Bodennutzung (Bodenmarkt)

III. Economic Order and Societal Order

Kennzeichen der reinen Verwaltungswirtschaft: Kein Geld, kein Preis, kein Markt

Kennzeichen der reinen Markt-oder Verkehrswirtschaft: Geld, Preis, Markt.

Sozialistische Wirtschaft ist Wirtschaft in einer klassenlosen Gesellschaft ohne Privateigentum an den Produktionsmitteln: Kapitalistische Wirtschaft ist
a) eine Marktwirtschaft (Warenproduktion)
b) unter klassenmonopol an den Produktionsmitteln (Kapitalverhältnis) und daraus folgendem
c) arbeitslosen Einkommen der Kapitalbesitzerklasse (Ausbeutung)

IV. Entstehung der Marktwirtschaft

Karl Bücher’s Stufentheorie:

Stufe Arbeitsverfassung Kennzeichen
1. geschlossen Hauswirtschaft Sklaverei tauschlose Wirtschaft
2. Stadtwirtschaft selbstständiges Handwerk direkter Tausch
3. Volkswirtschaft Lohnarbeit (“freie”) indirekter Tausch: Markt

Diese Stufenreihe ist nicht streng zu nehmen (Wirtschaftstypen).

Wir lernen mehrere Formen der marktlosen Wirtschaft kennen, geschlossene Hauswirtschaft (griechische, römische, mittelalterliche), indische Dorfgemeinde (Marx), sozialistische Volkswirtschaft.

V. Wirtschaftsbegriffe

Die allgemeinen Begriffe (Kategorien) der Wirtschaftslehre sind die Begriffe, die in jeder Form der marktlosen Wirtschaft vorkommen. Die historischen Kategorien sind an die soziale Organisation gebunden und darum vergänglich (historisch). Wir wollen erst die allgemeinen Kategorien kennen lernen und aus ihnen dann die Kategorien der kapitalistischen Verkehrswirtschaft als historische ableiten.

allgemeine Begriffe historische Begriffe
(rein naturale Begriffe) (gesellschaftlich bedingte)
Gut Ware
Bedürfnis Nachfrage
Werkzeug Kapital
Arbeit Lohnarbeit
Marxens Beispiel:
Neger Sklave
Spinnmaschine “Kapital”

VI. Güter und Bedürfnisse

Die Reihung der Bedurfnisgattungen nach ihrer Dringlichkeit, die Reihung der Gütergattungen nach ihrer Nützlichkeit ist unmöglich. Hingegen ist es möglich die Bedürfnisregungen nach ihrer Dringlichkeit zu reihen. Die Nützlichkeit einer Einheit einer Gütergattung ist nun gleich der Dringlichkeit der Bedürfnisregung, deren Befriedigung von dem Besitz dieser Einheit abhängt. Welche ist diese Regung? Es ist die mindestwichtige, die aus dem Vorrat noch befriedigt werden könnte. Der Nutzen, den das Gut in dieser Verwendung stiftet, heißt der Grenznutzen des Gutes. Der Wert einer Einheit aus dem Vorrat wird für das Wirtschaftssubjekt durch den Grenznutzen bestimmt.

Einteilung der Güter: Alternativgüter haben verschiedene Verwendungen; Komplementärguter sind nur zusammen verwendbar; Substitutivgüter können einander im Gebrauch ersetzen.

VII. Wert der Güter

Der Wert einer Gütereinheit wird dadurch bestimmt, welcher Ausfall an Bedürfnisbefriedigung vom Besitz des Gutes abhängt (Prinzip des abhängigen Wertes). Nicht das Tatsächlich mit der Gütereinheit befriedigte Bedürfnisse, sondern das mindeswichtige durch ein derartiges Gut befriedigbare hängt vom Besitz der Einheit ab (Substitutionsprinzip). Diese Bedürfnisregung findet man heraus indem man sich vorstellt das betreffende Gut nach dessen Wert gefragt wird, ginge verloren (Verlustprinzip). Die Feststellung des Grenznutzens geschieht jeweils auf Grund dieser drei Prinzipien. Ein Tausch kommt zustande, wenn beide Parteien dabei einen Vorteil haben, d.h. wenn die Wertschätzung des Tauschgutes für beide höher ist als die Wertschätzung des Preisgutes. Die Wertschätzung drückt aus, wieviel Einheiten des Preisgutes das Wirtschaftssubjekt herzugeben geneigt wäre, um eine Einheit des Tauschgutes zu erlangen.

VIII. Preisbildung der Genußgüter

Preis = Tauschrelation = zahlen mäßiges Verhältnis von Tauschgut zu Preisgut. Die Verkäufer und Käufer kommen mit bestimmten Wertschätzungen auf den Markt. Das gegenseitige Unter- und Überbieten der Parteien kann erst bei einem Preis zum Abschluss gelangen, unter welchem ebensoviel Verkäufer als, Käufer zum Zuge kommen, und keine Partei unverrichteter Dinge vom Markte abziehen muss, die als Verkäufer auch billiger abzugeben, als Käufer auch mehr geneigt war, als der Preis angibt.

“Stärkerer” “Käufer”: derjenige K., der mehr zahlt als der andere “Stärkerer” “Verkäufer”: derjenige V. der weniger verlangt als der andere. Einseitiger Verkäuferwettbewerb; einseitiger Käuferwettbewerb; beiderseitiger Wettbewerb).

A) Gesetz der grenzpaare. Gesucht sind die Wertschätzungen – Anbote, Nachfragen – zwischen denen der Preis liegt. Also von oben die niedrigste von unten die höchste Wertschätzung, innerhalb der die Preisspanne liegt. Von oben kommen dafür zwei Wertschätzungen in Betracht: die des “stärksten” Käufers, der noch kauft, und die des “schwächsten” Verkäufers, der schon nicht zum Verkauf kommt – es gilt die niedrigere: von unten die Wertschätzungen des “stärksten” Verkäufers der noch kauft, und das “schwächsten” Käufers, der schon nicht zum Kauf kommt – hier gilt die höhere von beiden.

B) Analyse der Nachfrage
Die Grenzpaare als Schutz der “stärksten” Käufer (Konsumentenrente); = als Schutz für den “stärksten” Verkäufer (Produzenrente).

Die Höhe der Wertschätzungen jeder einzelnen Partei ist durch die Schätzung des Preisgutes einerseits, des Tauschgutes anderseits bedingt. Voraus folgt die entscheidende Bedeutung der Kaufkraftverteilung (also der Einkommensverteilung) für die Schichtung der Nachfrage. Indem die Preise die Verwendung der Güter nach den “Wertschätzungen” sichern bewirken sie zwangsläufig, dass bei der Verwendung der Güter die Lebensnotdurft der Armen hinter dem Luxusbedürfnis der Reichen zurücktritt.

IX. Preisbildung der Produktionsmittel

Die Produktionsmittel besitzen einen Wert, weil sie zur Herstellung von genußgütern dienen. Bestimmend für den Wert des Produktionsmittels ist der Grenznutzen der Produkteneinheit in der Grenzverwendung d.h. in der am wenigsten dringlichen Verwendung des Produktionsmittels. Das ist die Bestimmung des Produktionsmittelwertes nach dem Wertprinzip.

Kostenprinzip = der Wert hängt davon ab, welche Opfer gebracht werden mussten, um das Gut zu erschaffen oder zu beschaffen.

Wertprinzip = der Wert hängt davon ab, wozu das Gut verwendet werden kann d.h. davon, welchen Nutzen es stiftet.

Zusammenhang zwischen Kosten- und Wertprinzip: Die Produktionskosten, die zur Beschaffung eines Gutes aufgewendet werden, werden selbstverständlich nie höher sein, als der Nutzen des Gutes. Aber wenn der Nutzen aus irgendeinem Grunde sinkt, dann sinkt auch der Wert (Preis) trotz unveränderlicher Produktionskosten. Auch können die Produktionskosten dauernd niedriger sein als der Nutzen des Gutes (sie sind es auch in der Regel); dann geschieht die Bestimmung des Wertes der Produktionsmittel nicht nach der tatsächlichen Verwendung, sondern nach der Grenzverwendung (Substitutionprinzip).

Verteilung der Arbeitskräfte und der Bodenschätze in der Volkswirtschaft.
Kommunizieren der Märkte:

  1. räumliche Verbindung
  2. zeitliche Verbindung
  3. Verbindung zwischen Produkten- und Produktionsmittelmarkt.

Steigt der Preis des Produktes, so steigt auch die Nachfrage am Markt der Produktionselemente, aus welchem es besteht. Nimmt die Nachfrage Wirtschaftszweig infolge steigender Preise einen größeren Teil der betreffenden Produktionsmittel an sich (Böhm-Bawerk Pumpwerk) Die in Geld ausgedrückten Wertschätzungen der Konsumenten pflanzen sich vom Produktenmarkt auf den Produktionsmittelmarkt fort. Auf diese Weise werden auch die Verwendungen der Produktionsmittel (Arbeitskräfte, Rohstoffe, Maschinen) von den Marktpreisen beherrscht.

X. Der Marktpreis regiert, die Wirtschaft

In der kapitalistischen Verkehrswirtschaft ist der Preis ein Geldpreis. Durch den Geldausdruck verwandeln sich die Wertschätzungen in Geldsummen, die als solche mit einander vergleichbar sind. In der Geldrechnung erscheinen nun gleiche Geldsummen als gleiche Wertem obgleich sie notwendig verschiedene Wertschätzungen darstellen. Denn mit dem Geld wird gleichfall gewirtschaftet. Sein Grenznuten hängt bei gegebenen Güterpreisen davon ab, über welche Geldmenge das Wirtschaftssubjekt verfügt. Jener irreführende Schein liegt im Wesen jeder Machtwirtschaft in einer Klassengesellschaft. Der vom Grenznutzen regierte Markt bewirkt überdies eine Verwendung der Güter, die von derjenigen abweicht, die sich bei gleichen Einkommen ergeben würde. Nur in diesem Falle aber könnte man von einer gleichmäßigen Befriedigung der Bedürfnisse, nach ihrer Dringlichkeit sprechen. Die Behauptung, dass die kapitalistische Verkehrswirtschaft die Guter “am besten” verwendet d.h. zur gleichmäßigen Befriedigung der dringlichsten Bedürfnisse ist somit nachweisbar falsch.

Text Informations

Reference:
Date: 1930
Original Publication: Einführung in die Volkswirtschaftslehre
KPA: 02/20
Other Languages:

Lg Name
FR Introduction à l'économie