From an unknown friend (7 January 1924)
Lieber Karl,
Die Fragen, die Dich beschäftigen, beschäftigen auch uns. fest in denselben Fassungen und recht intensiv. Auch stehen Deine Ausgangenunkte den reiningen gar nicht ferns. Soweit ein sozialistischen Programm Formell zu fassen ist. würde ich mich auch mit der Formel: eine gerechtere Wirtschaft, ohne allzugrosse Einbuzse an Rohlstand arfinden. Ebenso würde ich Deinen “moralischen Politiker” sowie parallele Synthesen gerne akzectieren. Die Wahrheit liegt eben, obwohl nur sekten in der Mitte, so doch fast immer über der Mitte der extreme. Auch die Notwendigkeit der höheren Synthese scheint uns somit beiden klar genug zu sein Ganz besonders zutreffend scheint mir aber die Wendung betreffs des Wanschss nach einer konkreten, aber dennoch lebendigen Fassung der sozialistischen ]|{Ziele}. Wo wir auseinander gehen, das ist bei der Denkweise, der Methode, der Weltanschauung, oder richtiger der Weltanschauungslowigkeit durch die Deine Ausführungen gekennzeichnet werden. Keine formale Methode, keine methodische Denkweise, keine nicht endgültle sittliche Weltanschauung vermag auf die Fragen unseres Lebens eine Antwort zu geben. Der ungeheauere Abstand zwischen Alltag und letzten Werten darf uns nie davon abzchreken, den arataren beis Lichte des letzteren zu betrachten, wie den Misthaufen beim Licht der fernen Sonne. Und in den Augenblichen des Kleinmutes, wenn uns das theoretisch undurchfüheber erscheint,
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KPA: 47/01, 1-11