From Felix Schafer to Ilona Duczyńska (3 June 1974)

From Karl Polanyi
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[91] Meine teuere Ilona!

Das … […]

Marx …

Mrs Humphrey zitiert in ihrem Artikel aus du “Open Society” (ich hoffe das Buch in welt abzuferner Zeit zu erhalten).

[92] ich gehe zur Schreibmaschine, das ist besser lesbar - eine Stelle, wo Popper sagt, dass Karl ihn 1925 auf den Unterschied in der Methode von physikalischen und Sozialwissenschaften aufmerksam gemacht hat. Die vielen Diskussionen Poppers mit Karl sprechen für starke Beeinflussung. Ich selbst kann mich an eingehende Gespräche über Historismus (Mannheim) erinnern. - Poppers politisches Forderung des “piecemeal engineering” ist angreifbar. So sagt der Artikel über ihn:

“Social science can discover laws that make clear the unintended consequences of human action, but there can be no laws of the whole system. It follows that social reform must proceed by piecemeal engineering not by total revolutionary reconstruction of the social order.” (Encyclopaedia of Philosophy, Vol. 6 p. 400/401)

Man kann bei der Vielfalt des sozialen Lebens Politik nicht auf amf einen einzigen gründen. Was man macht, hängt von der konkreten Lage ab. Mit Erkenntnistheorie ist hier schwerlich zu entscheiden.

Im Gegensatz zu Popper war Zeisel mehr an der Praxis interessiert. Ein Niederschlag dieser Interessenrichtung - so beabschtige ___ zu schreiben-ist sein Buch “Say it in figures”, eine populäre Darstellung statistischer Methoden und seine Untersuchungen über einzelne Institutionen z.B. die Schwurgerichtsbarkeit.

Mangels Fachkenntnis konnte ich den den erkenntnistheoretischen Diskussionen um Karl nur wenig folgen. Meistens war ich “silent listener”. Doch oft spielte ich mit Kari und noch öfters war ich bei der nene in ihrem Zimmer, wenn sie Zeit hatte. Sie erzählte mit dort von Dir, dass Du 1917/18 unter der Soldaten für Frieden agitiert hast, wie Du verhaftet wurdest, wie entsetzt sie war, als sie Dich besuchte und Du von zwei Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett vorgeführt wurdest, wie si vergeblich Deine Verwandten um Interventionen ersuchte, und wie Du schliesslich im November 1918 von den Revolutionären in der ganzen Stadt herumgetragen wurdest. Das sind persönliche Erinnerungen, die ich einstreuen möchte. Im nächsten Unterschnitt gehe ich auf die Objektivationen über, - ein Thema über das ich unter Karls Leitung dissertiert habe, und das mich in Verbindung mit meiner Streikzeit als Bankbeamter damals zu interessieren begann (Durchsichtigkeit der Beziehungen) - Dann möchte ich auf die Oekonomie in Verbindung mit Karls Modell über ein Preissystem unter Sozialismus zurückkommen. Ich habe in Verbindung damit Lange “On the Economic Theory of Socialism“ ed. mit Einer Abhandlung von F.M. Taylor by B.E. Lippincott, University of Minnesota Press Minneapolis, 1938” gelesen. Karl hat das alles vorweggenommen. Insbesondere bei den Seiten ca. 75-90 sah mit ich mich öfters in Euerer Wohnung in der Vorgartenstrasse, wo Karl die Bildung eines Preissystems behandelte. Doch fehlt bei Lange der Hinweis auf die Geldtheorie (Kaufkraft) und natürlich auch die anthropologische Folgerung. Manchmal frage ich mich, ob er mit Lange, mit dem er ja wegen der "Co-existenz” gesprochen haben muss, das jemals diskutiert hat. - Jedenfalls setzte ich fort. Für mich ist der Satz von Mrs. Humphrey massgebend: “Neither his (Karls) disciples nor his critics have made much attempt to enquire into the background of his thought or the formative influences of his youth”. “Ich versuche diese Lücke ein wenig aufzufüllen. History and Theory, Vol. VIII p. 167

Dein Wawi

Liebste Ilona …


Wawi

Letter Informations

KPA: 58/11, 91-92