From Felix Schafer to Ilona Duczyńska (3 August 1974)

From Karl Polanyi
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Ich habe die Übersetzungsarbeit wegen des Artikels und des Memoirs über Karl vorläufig unterbrochen, aber ich nehme sie sogleich wieder auf. Ich bin auf Seite 262 bei den Bemerkungen zu Kapitel 1. So sind nur noch 44 Seiten zu übersetzen: nämlich 33 Seiten text (von S. 262-294); 8 Seiten Subject Index (von S. 295- S. 302 und 3 Seiten Author’s Index (S. 303-305). Wo nichtdeutscher Text oder der Titel nichtdeutscher Werke zitiert ist, brauche ich nur abzuschreiben, weil es sich wahrscheinlich um Bücher handelt, die schon in’s Deutsch übersetzen sind. Der Verlagsübersetzer hat in Deutschland zu diesen Werken Zutritt, während es mir hier leider nicht möglich ist, sie zu bekommen. Ich hoffe daher Dir die restliche Übersetzung in ca. sechs Wochen schicken zu können. Es wird wahrscheinlich einige Monate dauern, bis das Manuskript gedruckt wird. Das gibt mir Zeit für Vorwort, falls es nicht jemand anderer schreiben will. Ich würde wie in der früheren Fassung mit Karls Wiener Gedankengängen eine Brücke herzustellen versuchen. […]

Da ich jetzt wieder übersetze, bleibt allerdings weniger Zeit für das Memoir. Ich habe in Poppers “Open Society” zwei Hinweise auf Karl gefunden. Die zwei methodologischen Bücher Poppers hoffe ich in vier Wochen zu bekommen. Vielleicht finde ich dort noch weitere Hinweise auf Karls schaffen. Ich möchte hier den Einfluss Karls zeigen. Im überigen gibt Popper zu, dass wie ich im Memoir zitiere – es ist noch nicht reingeschrieben – Marx recht hatte in seiner “prophecy that the system of unrestrained capitalism was not going to last much longer. He (Marx) was right too in holding, that it was largely the class struggle i.e. the association of workers that was going to bring about the transformation into a new economic system” (Open Society II, p. 193) Nach diesem Eingeständnis bleibt für Kritik des Marxismus wenig Raum. Schließlich sage ich, dass Karl – und der schließe ich mich an – kaum mit der Behauptung Poppers über die vom Menschen unabhängigen historischen Gesetze bei Marx und schon gar nicht mit seiner politischen Folgerung des “piecemeal engineering” übereingestimmt hätte.

Auch kann man Antidemokraten und spekulative Philosophen, wie es Aristoteles, Plato, Heraklit und Hegel waren mit Marx nicht auf eine Stufe stellen. Poppers Buch ist gut und verständlich geschrieben, er hat auch eine Menge studiert und kennt den Gegenstand, doch hat er sich Marx irgendwie zurechtgeschnitten und hier liegt seine Schwäche. Von anderem will ich nicht sprechen.

References

KPA: 58/11, 93-94.