From Felix Schafer to Ilona Duczyńska (24 June 1968)

From Karl Polanyi
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Herzlichen Dank für Deinen Fonganzeig bezüglich “Jerusalem”. Wir werden versuchen die deutsche Übersetzung zu finden. Ich gehe langsam in Kapital 3 der “Transformation” weiter. “habitation vs Improvement” – die Überschlaft – würde ich mit “Heimstätte gegen Fortschrift” übersetzen. Vielleicht weißt Du besseres.

Vielen Dank auch für das schöne Buch “Primitive Economics”, das Du mir durch Professor Dalton gesendet hast. Die Einleitung mit sehr Gut als Überblech besonders über Karl’s späteres Schaffen. Manche Essays sind mir nein. Darunter ist “The semantics of Money Uses” zu dem ich gerne einige Bemerkungen machen wünschte.

Die Abhandlung zeigt unter anderem eine bedeutungsvolle Ausdehnung des Kaufkraftwirt-schaft-Tauschwirtschaft Theorem, das wie ich nur wiederholen kann, für Karl von großer Bedeutung war. In Wien war es – was das Geld betrifft – der Gegensatz zwischen Warengeld (ein durch das Handeln der Einzelne zum allgemein gebräuchlichem Tauschmittel gewordenes Gut) und Kaufkraft (ein von beliebigem Material (“Stoff”) das von einer Körperschaft z.B. Staat unabhängig von den Einzeln für sie festgesetzt ist – “stoffwertloses Geld” – Knapp.)

In der “Transformation” kam dazu der Gegensatz zwischen dem Warengeld als “all purposes money” der Marktwirtschaft (Transformation p. 196) und der Kaufkraft als Geld mit beschränkter Gebrauchsmöglichkeit (It’s only use is to purchase goods. It is not a means of exchange.” (Transformation p. 196/7).

In “Primitive”… Economics” (Semantics) ist das Warengeld als “all-purpose money” der modernen Wirtschaft (vor allem der Marktwirtschaft – Klassiker, Noe-klassiker) dem archaischen Geld als “special purpose money” entgegensetzt. (Archaic society did not know “all purpose money” (Semantics p. 178). Der “special purpose”, d.h. die beschränkte Gebrauchsmöglichkeit macht diese Geld zu Kaufkraft im Sinns des Theorems. Bezeichnenderweise vergleicht Karl archaisches Geld mit modernem Kaufkraftgeld (“managed currency”). Es ist ebenso wie das archaisches Geld durch “disunification” der Gebrauchsmöglichkeiten gekennzeichnet. (Semantics p. 179). Als Beispiel gibt Karl das “half a dozen marks”… current under Hitler” (Semantics p. 179/180).

Die Analogie zwischen archaischem und modernem Kaufkraftgeld führt Karl dadurch weiter, dass das archaischem wie das moderne von außen her gesetzt sind. So sagt er vom archaischem Geld, dass “it sprang not from economic transactions” (d.h. vom Handeln der Einzelnen im Tausch), but directly from religious, social or political obligations.” (Semantics p. 183)

Adele meint nun, dass eine solcher Ursprung etymologisch gezeigt werden kann, da gewiss Worte oder Wortstämme religiöse, politische etc. Institutionen als auch mit Geld zusammenhängende Institutionen bezeichnen. (Die allgemein anerkannte Tatsache, dass die Worte, PECUS, VIEH, FEE, PAYMENT über Vieh als Tauschmittel zusammenhängen, ist hier nicht gemeint, weil das den Ursprung eines Geldes aus “economic transactions” erklärt.) Doch gibt es zahlreiche Fälle, die auf sakralen, politischen etc. Ursprung erschien mir die Sache so offenkundig, dass gewiss schon viel darüber gesagt worden sein muss. Ich werde Dalton, der ja Professor nicht nur von Economics sondern auch von Anthropologie ist darüber fragen. Hier nur einige Beispiele:
Zunächst ein Beispiel aus dem Sanskrit
Quelle: A sanskrit-English Dictionary by Monier-Williams, 1960 Oxford, Clarendon Press p. 1084
SULKA heißt:
Price, value, purchase money (ökonomische Institution)
Toll, tax, duty, custom (politisch, administrative Institution)
Nuptial gift, price given to parents for the purchase of a bride dowry, marriage settlement (soziale Institution)
Wages of prostitution (soziale Institution)
Nun ein Beispiel aus Bibelhebräisch
Quelle: Gesenius’s Hebre wand Chaldee Lexicon tot he Old Testament (Das Buch ist zwar kei-ne moderne Ausgabe, doch glaube ich nicht, dass sich auf dem Gebiet des bibelhebräischem Nennenswertes geändert hat.)
MANAH to number (p. 486 a)
Zu diesem Stamm gehört
MINA the weight of a hundred shekels (p. 486a) (ökonomische Inst.) “kindred to MANAH”
St MANACHA to give, to divide out (P. 486b/487 a)
Unter MANACHA findet man
MINEHA a gift (soziale Institution)

a tribute (politischen Inst.)


a gift offered to a divinity, religiöse Institution


a sacrifice


Zwei Beispiele aus der Indo-europäischen Sprachenfamilie Quelle: A. Pick, Vergleichendes Wörterbuch der Indogermanischen Sprachen Dritter Band, Göttingen 1874 (Die Ausgabe ist zwar alt, doch wurde eine andere von ähnlichem Alter vor ungefähr zehn Jahren als ich an der hiesigen Universität German II machte, benützt.)

In anderen Fällen sind die verschieden Bedeutungen eines Wortes oder Wortstammes über mehrere verwandte Sprachen verteilt. Zwei Beispiele aus der Indo-europäischen Sprachenfamilie möchte ich anführen.

Unter “gelde Bezahlung, Entgelt, Vergeltung” findet man z.B. altnordisch GJALD – Erstattung, Bezahlung, Abgabe, Steuer, Strafe (wirtschaftliche, politische, juridische Institutionen) (S. 105)

Geld (Fortsetzung) Quelle: Fick, Vergleichendes Wörterbuch etc. Angelsachsen GJELD, GILD GYLD, Ersatz, Stellvertretung, Opfer, Götzenbild (juridische, religiöse Institutionen) (S. 105)

Quelle: J. Pokorny, Indogermanisches Etymologisches Wörterbuch 1. Band Franke Verlag, Bern und München, 1959, S. 899

Stamm SEL nehmen, ergreifen Dazu:
Gotisch SALJAN darbringen opfern (sakrale Institution)
Althochdeutsch SALLEN übergeben, verkaufen (wirtschaftliche Institution)
Altisländisch SAL Bezahlung
Althochdeutsch “ Gut, das laut Testamentes zu übergeben ist (juridische Inst.)
Hoffentlich erreicht Dich dieser Brief in guter Gesundheit und Wohlbefinden. Ich werde wie Du mir geschrieben hast Dr. Ebner keine Kopien mehr schicken. In meinem Fall gibt er sich sehr große Mühe. Vor einiger Zeit ca. drei Wochen hat er mir wieder Formulare gescheckt. Verschiedene Ausgaben, wie Dauer des Aufenthaltes zu Neuseeland, mindenhaute Beschäftigung in aller Emigration etc. waren dem losegen österr. Konsul “glauschaft darzustims”. Das gehah und ich habe die Formulare beglaubigt zurückgesendet. Es tut mir leid, daß ich aber so große Arbeit mache. Was immer dabei herauskommt oder nicht ____skommt, ich setze mein Leben fortune bisher solange meine Konstitution es erlaubt. Wenn nichts ausserverdentliches dazuvochekommt werde ich mit Kapitel 3 in abochfaar.

Letter Informations

KPA: 58/11, 51-53