02/02

From Karl Polanyi
Jump to navigation Jump to search
The printable version is no longer supported and may have rendering errors. Please update your browser bookmarks and please use the default browser print function instead.

KPI Description

Title Draft Manuscript (unpublished) – N. t., 1920-1922
Author Polanyi, Karl
Description File consists of an unpublished hand-written draft manuscript in German by Karl Polanyi, a transcript typed in the 1980’s. 38p., and 10 unnumbered pages. Chapters contained in this file are titled "Der Glauben an die Wahrheiten der Wissenschaftslehre von der Soziologie", “Die ärztliche Wissenschaft bis zum Anbruch der grundlegenden naturwissenschaftlichen Entdeckungen", and "Die richtige Weise sich gegenüber der Zukunft zu verhalten". Also included in the file is a fragment of a transcript from the early 1920’s. This transcript consists of three pages for a chapter titled "Der Glauben an die Wahrheiten der Wissenschaftslehre von der Soziologie", and two pages for a chapter titled “Die ärztliche Wissenschaft bis zum Anbruch der grundlegenden naturwissenschaftlichen Entdeckungen". (See files: 01/53, 02/01, 02/03 to 02/09).
URI http://hdl.handle.net/10694/72
Date 2010-08-04

Table of Contents

Name M [1] T KP
Der Glauben an die Wahrheiten der Wissenschaftslehre von der Soziologie 1-14 37-43+48-51 1-14
Die ärztliche Wissenschaft bis zum Anbruch der grundlegenden naturwissenschaftlichen Entdeckungen 14-31 51-67 14-25
Die richtige Weise sich gegenüber der Zukunft zu verhalten 31-36 67-71 31-36
Die ganze Grösse der Verantwortung aber die die Möglichkeit eines solchen Laufes der Dinge… 72-76 86-89 37-38
Die Politik muss wieder zu einem Teil des Lebensweges werden 76 89-90 No page
.....verstanden wird, die ihrem Bau nach ebensowohl federal wie… 78-82 90-94 15-19
Der festeste teil der sozialen Wirklichkeit scheinen die s.g. Produktionsverhältnisse auszumachen, die sich juristisch in Eigentumsverhältnissen ausdrücken. 77 89-90 No page
...... Ist nun dieser Erscheinungsfall, der auch für die Naturwissenschaften als möglich… 83 94-95 47?
Der aller wesentlichste Unterschied ist der, dass wir den Kranken auch ohne Art lassen können… 84-85 95-96 23g-23h
…Man kann allerdings auch eine Summe von Lehrmeinungen Wissenschaft nennen… + Die neue Skepsis 45-47

Fragments

Der Glauben an die Wahrheiten der Wissenschaftslehre von der Soziologie

[1/37/1][2] Wir leben in einer Zeit der Prüfung. Nationen und Klassen, Staaten und Einzelne, erdulden seit sechs Jahren immer Schwereres. Und niemand zweifelt daran, dass das Mass[3] der Leiden noch nicht voll ist.

Nichts wäre selbstverständlicher als dass sich das Gebot zur rastlosen Bemühung um die Erkenntnis dessen durchsetzte, was die Ursache all dieser Qualen sei: und wie wir einzeln oder vereint, diese Ursache beheben könnten?

Die Notwendigkeit diese Erkenntnis anzustreben wird dennoch weder empfunden noch anerkannt. Die Ursache dieser sonderbaren Tatsache ist eine einfache und naheliegende. Und nicht das erstemal im Laufe der Geschichte der Menschheit hat sich diese aus seinem ähnlichen Beweggrund über die Ursachen unseres Leidens und über die Notwendigkeit weitere Bemühungen und die Erkenntnis, hinwegtäuschen lassen: Diese Ursache ist die, dass man allgemein glaubt die Quelle unserer Leiden zu kennen und dass an diesem Glauben von keiner Seite gezweifelt wird.

Dass der Weltkrieg durch die unausgeglichenen Interessengegensätze konkurrierender Staaten hervorgerufen wurde und dass die soziale Not Europa's aus den unausgeglichenen Interessengegensätzen sich gegenübersehender Klassen hervorgeht, -gilt als selbstverständlich. Engländer und Deutsche, Kapitalisten und Kommunisten treffen sich auf dem gemeinsamen Boden gemeinsamer Weltanschauung. Klassen und Völker, Staaten und Einzelne, -sie leben alle im Glauben die tiefste Ursache der Leiden, die über allen gemeinsam verhängt zu sein scheinen, zu kennen.

[2/38/2] Das es ein wohlgegrundeter und felsenfester Glaube ist, der sie erfüllt, erweist sich an ihrem Leben und Handeln. Nicht im allein führen sie diesen Glauben, sondern ihre Taten zeigen ihn an. Sie besiegeln ihn mit ihrem Leben.

Die Ansichten gehen zwar darüber weit auseinander, auf welche Weise die Wirtschaft zur Ursache der Weltkrise geworden ist und noch weiter entfernen sie sich von einander, wenn die Mittel angegeben werden sollen, die das Grundübel beheben könnten. Dieser Umstand macht aber niemanden irre.

Im ganzen und grossen zweifeln die Deutschen nicht daran, dass das was ihnen fehlte gewisse Rohstoffquellen, gewisse Abstrazmärkte und gewisse Flottenstützpunkte sein. Ebenso wenig zweifelten im grossen und ganzen die Engländer daran, dass das, was ihren Leiden eine Ende bereiten könnte, die Einschränkung des deutscher Wettbewerbes auf dem Weltmarkte sei. Die Kapitalisten aller Länder sind sich darüber einig, dass die Welt nur gesunden werde, wenn die Markt, Produktions und Konsumverhältnisse der Vorkriegszeit wieder hergestellt wein werden. Die Marxisten aller Länder sind wiederum ebenso einig darin, dass die Abschaffung des Mehrwertes das Grundübel beseitigt wein werde. Die Entschlossenheit welch immer Opfer auf dem Wege zum Ziel auf sich zu nehmen, und wären es auch Kriege und Revolutionen, die Gefahr des allgemeinen Unterganges besteht, ist allen Gruppen gemeinsam. Sie Schrecken nie vor den letzten Mitteln zurück. Daran erweist es sich, dass hier mehr vorliegt als ein Glaube die Natur des Grundübels zu erkennen. Es liegt auch ein unerschütterlicher Glaube an die Möglichkeit dessen vor aus dieser Erkenntnis selbst Mittel und Wege zu finden um das Übel zu beheben. Nur diese Durchdrungenheit von [3/39/3] der Unfehlbarkeit eines Mittels, kann es erklären, dass man alles auf dieses Mittel setzt und den Weg, den es anweist, auch dann geht, wenn man fpr den möglichen Erfolg die höchsten Güter einsetzen muss.

Glauben also die Menschen daran, dass ihre Leiden aus der Wirtschaft stammen, so glauben sie damit nicht an irgendeine dunkle Macht, die ihre Geschicke auf unerforschbare Weise beherrscht. Wäre dem so, so könnte dieser Glaube nicht die verhängnisvollen Folgen haben, die er in Wirklichkeit nach sich zieht. Es wäre ein Glaube an die Vorsehung, wie er schon so oft genährt wurde, und würde für den Alltag ziemlich gleichgültig bleiben. Im Gegenteil. Es ist aus obigen klaar, dass man das Wesen dieser “Wirtschaft” sich als ein Erkanntes vorstellt ja dass die Möglichkeit, diese sei ein Unerkanntes noch garnicht auf getaucht ist. Wir werden später sehen, dass der verhängnisvolle Irrtum grade in diesem Punkte einsetzte, wie es im Laufe der Kulturgeschichte wiederholte vorgekommen ist.

Dass die heutige Politik ganz von soziologischen und Wirtschaftlichen Spekulationen durchsetzt ist, darüber kann doch wohl kein Zweifel bestehen. Denn alle praktischen Vorschläge der äusseren und inneren Politik, des white space Klassenkampfes gehen heute letzten [4/40/4] Endes auf Mittel aus, die ihre “Begründung” in irgendeiner volkswirtschaftlichen oder soziologischen Wahrheit haben. Würden irgendwo Vorschläge anderer Art auftauchen, so müssten sie unverzüglich den Rückzug white space sobald ihre Gegner sich auf die konkrete Wirklichkeit, d.i. auf soziologische, wirtschaftliche “Tatsachen” berufen sollten. In dieser Hinsicht gibt es heute keinen Unterschied zwischen nationalen, staatlichen, völkischen, Klassen, Gruppen oder persönlicher Anschauungen.

Der Glaube an die Wahrheiten der Volkswirtschaftslehre und der Soziologie, vereinigen heute alle Geister. Die Auslegung dieser Wahrheiten ist es, was die Menschen heute in Gruppen, Sekten und Konfessionen vereint. Keinen macht es hierbei irre, dass sich diese Wahrheiten diametral widersprechen, dass sie heute so, morgen so lauten, hier anders wie dort, und dass jede Gruppe, Nation, ja jeder Einzelne, seine eigenen Anschauungen über diese Wahrheiten hat. Ja nicht einmal der Umstand, dass niemand vorgibt, als ob es einen Bestand solcher Wahrheiten gäbe, macht die Menschen irre. Umsonst betonen die Häupter dieser s.g. Wissenschaften, dass keine zwei von ihnen über die Grundlagen diesen Wissenschaft einig seien,[kp 1] -die öffentliche Meinung hält auch ihnen gegenüber daran fest, dass es eine solche Wissenschaft gibt und dass diese Wissenschaft in allen Menschheitsfragen die allein richtunggebende sei. Der Glaube an die Existenz einer nationalökonomischen und soziologischen Wissensschaft ist ein so fundamentaler Zug der Geistesverfassung der heutigen Menschheit, wie es einst der Geisterglaube, der Glaube an die Alchemie und an die mittelalterliche Medizin gewesen ist. Würde die Erkenntnis plötzlich bahnbrechen, dass es keine Wirtschaftswissenschaft gibt, so müsste die Menschheit eine geistige Revolution durchmachen [5/41/5] wie sie sie nach dem Sturz der geoffenbarten Religionen im XVII und XVIII Jahrhundert durchgemacht hat.

Wir haben der Einfachheit halber hier unter Wissenschaft, das verstanden, was das praktisch wesentliche an diesem Begriffe ist: die Summe solcher allgemeiner Sätze aus denen für das Handeln Richtlinien abzuleiten sind. Denn nicht auf den formalen Charakter der Wissenschaftlichkeit kommt es hier für uns, sowie für die heutige Politik an, sondern auf jenen Charakter dieser allgemeinen Sätze, der die Möglichkeit ihrer Anwendung in sich schliesst. Späterhin werden wir erfahren, dass der verhängnisvolle Irrtum grade an diesem Punkte einsetzt, denn hier setzt sich der Glaube fest, dass unser Leben und Handeln sich nach Etwas, nämlich grade nach diesen Gesetzen zu richten hat. Was für uns mithin einzig in Frage kommt ist, ob es eine Volkswirtschaftslehre und eine Soziologie in dem Sinne gibt, dass aus ihren Sätzen irgendwelche Richtlinien für unser Leben und Handeln abgeleitet werden könnten. Wenn die gelehrtesten Menschen, die sich über ein Erscheinungsgebiet äussern, sich ganz verschiedene Vorstellungen von diesem [6/42/6] Gebiete machen und überdies von ganz verschiedenen Auffassungen aus daran gehen Regeln und Gesetzmässigkeiten in diesem Gebiete zu finden, wenn diese Gelehrten auf diesem Gebiete ganz Verschiedenes unter Gesetzen vertehen, wenn sie mit der Festsetzung wie immer gearteter Gesetzte ganz verschiedene Zwecke verfolgen, wenn sie das Verhältnis dieses Gebietes zu den anderen, besser bekannten Gebieten unserer Erfahrung ganz verschieden beurteilen, wenn sie sich schliesslich auf keine Weise darüber einigen können, welches Gebiet es eigentlich ist, dass sie überlicken und beschreiben sollen, -dann ist da Gemeinsame ihrer Bemühungen kaum eine Wissenschaft zu nennen. Es wundert sich darum auch niemand der sich mit diesem Gebiet beschäftigt, darüber, dass hier jeder Meinung eine ebenso autoritäre Gegenmeinung gegenüber steht, die dieser in jeder Beziehung und schnurstrack widersprechend ist es ja, was hauptsächlich unter Nationalökonomie verstanden wird. Ergeben sich beiläufigerweise Gebiete auf denen, wie in der sog. historischen Schule, keine wesentlichen Meinungsverschiedenheiten herrschen können, so sind sich bald darüber einig, dass gerade dieses Gebiet ausserhalb der Wirtschaftslehre fällt. So ist es wahrlich kein Wunder dass nach wie vor alle Grundbegriffe der Wirtschaftslehre, d.i. die Worte die in ihr gebraucht werden, wie da sind, Wert, Arbeit, Kapital, Rente, Wins u.s.f. nicht nur der Ursache ihrer Erscheinung nach gänzlich verschieden beurteilt werden, sondern das nicht einmal eine Vereinbarung über den Sinn dieser Worte noch getroffen werden konnte. Ja, sie werden von gleich mächtigen und autoritativen Schulen nach wie vor in ganz verschiedenen, zum Teil für die andere Partei unverständlichen Sinne gebraucht.

[7/43/7] Man kann allerdings auch eine Summe von Lehrmeinungen Wissenschaft nennen, die weder über ihren Gegenstand, noch ihre Zwecke, weder über ihre Methode noch über ihre Begriffe, weder über ihren Ausgangspunkt noch ein einziges ihrer Ergebnisse einer Ansicht sind, wenn diese Wehrmeinungen selbst und insbesondere der Widerstreit unter ihnen mit genügender Gelehrsamkeit geführt wird. Da wir letzteres nun keineswegs bestreiten wollen, so dünkt uns die Frage, ob es eine nationalökonomische Wissenschaft gibt oder nicht, als blosser Wortstreit, ganz und gar unwesentlich.

Dass es aber keine derartige Wissenschaft in dem einzig hier praktischen Sinne des Wortes gibt, erscheint uns als eine Tatsache von höchster Bedeutung. Dass es aber keine derartige Wissenschaft in dem einzig hier praktischen Sinne des Wortes gibt, erscheint uns als eine Tatsache von höchster Bedeutung. In dem Sinne nämlich, in welchem der white space glaube an ihre Existenz festhält: als eine Summe von Lehrmeinungen, die in irgendwelcher Beziehung geeignet seien könnte, die Leiden der Menschheit zu vermindern, indem es dem einzelnen Menschen oder Gruppen von diesen, den Führen der Gesellschaft und des Staates oder der Klassen und Gruppen Anhaltspunkte für ein nützliches Verhalten bieten könnte.

Eier machen wir also ein bedeutsames, in Wirklichkeit auf keine Weise gerechtfertigtes Zugeständnis, betreffs der Existenz der Wirtschaftslehre. Um klaarer und entschiedener auf das Wesentliche zu kommen, wollen wir so tun, als ob es gelungen wäre über Gesetzt, Methode, Grundbegriffe und Zweck der Wirtschaftslehre zu einer Übereinstimmung zu gelangen. Wir wollen annehmen es könnte gelingen und es wäre sogar gelungen sich zu unbestrittenen Ergebnissen auf dem ganzen Gebiet der Wirtschaft durchzuringen. Denn der Kernpunkt der Frage ist der, ob sich aus einer derartigen Wissenschaft vernünftigerweise irgendwelche Anhaltspunkte [8/44/8] für unser Leben und Handeln ableiten lassen könnten?

Er erscheint diese Frage auf die wir immer mehr das Hauptgewicht legen vielleicht vorerst paradox. Ist doch unsere Wirtschaftslehre von heute voller praktischer und höchst praktischer Ratschläge und Direktiven, ist sie doch voller Tendenzen und Ideale, Standpunkte und Programme, wie wäre sie denn nicht mehr praktisch, wenn man sich nur über diese Vorschläge erst einigen könnte? Man darf sich aber fragen ob sie dies nicht grade insolange ist und sein kann, bis sie die Stufe der Wissenschaftlichkeit erreicht hat und ob sie diesen ihren so höchst praktischen Charakter, das wahre Hindernis ihrer Allgemeingültigkeit, grade zu Gunsten dieser nicht wird aufgeben müssen? Wäre dem so, dann lägen keine Paradoxen vor, sondern die Paradoxie läge in dem Widerspruch den der Volksglaube in sich birgt, der sich für sein eigenes Leben autoritive Ratschläge von einen Erkenntnisgebiet holen möchte, das zur Einmütigkeit und Allgemeingültigkeit erst gelangen konnte, wenn es auf alle Ratschläge verzichtete. Ob sie auch einer solchen Volkswirtschaft die Geister mit der Inbrunst von heute zuwenden würden, ist allerdings sehr zweifelhaft.

Wir behaupten das der Volksaberglaube, der auch die Führer beherrscht, heute mit blinder Ergebung den Sektenmeinungen der verschiedenen Wirtschaftslehren zugetan ist. Dass dieser Aberglaube unser ganzes gesellschaftliches Handeln bestimmt. Dass die Kriege, Revolutionen, Leiden und Kämpfe von heute in erster Linie aus diesem unheilvollen Irrwahne stammen. Dass die volkswirtschaftliche Religion, die in der Form wesenloser Spekulationen die Führer und white space Aberglauben die Massen im Bahne hält, die Umwahrste und Verirrteste aller Geistesströmungen ist, die je die Menschheit irregeführt haben. Wir behaupten, dass die Leiden und Prüfungen die mit unserer leiblichen Natur und gesellschaftlichem Zustand verbunden sind, durch die Folgen dieses Irrglaubens zum unerträglichen gesteigert worden sind. Dass die Menschheit heute über das Maas jenes Leidens hinaus, das seine Gebrechlichkeit und seine halb-gesellschaftlichen Natur ihm auferlegen, heute leidet. Dass dieses Leiden aus einer ganz bestimmenten Ursache stammt, die nichts anderes ist als der aussichlose und verhängnisvolle Versuch aus den ersten, dämmernden Anfängen seiner Erkenntis des gesellschaftlichen Zustandes und seiner Zusammenhänge vorzeitig Heilmtillel zur Heilung der gesellschaftlichen Übel herzuleiten. dass die Heilung dieser Übel, soweit sie wirtschaftlicher Natur sind, viel rascher, sicher einfacher auf Grund des gesunden Menschenverstandes und der white space unserer natüurlichen Wünsche und white space Ideale zu finden ist, als auf Grund soziologischer oder volkswirtschaftlicher white space. Wir wollen beweisen, dass eine solche Erkenntnis der gesellschaftlichen Gesetzte, wie sie diese Systeme und Theorien voraussetzen, nur natürlich erst aufdämmert. Dass diese Erkenntnis im höchsten Maasse unklaar, unzusammenhängend, kaum mehr als ein Schimmer des Wesens der Sache ist. Dass der Sorung von der [9/48/9] Erkenntnis irgenwelcher Zusammenhänge, und wäre diese unvergleichlich vollständiger als sie heute ist oder nicht zu ferner Zukunft auch seien könnte, zur praktischen Anwendung dieser Erkenntnis, un- white space und white space, theoretisch wie praktisch unmöglich ist. Dass die Versuchung jeder Schritt den wir in der Erkenntnis vorwärts tun, zur Linderung unserer brennenden Leiden aus zu white space, eine so starke, so mächtige schier unwiderstehliche ist, dass wir im Laufe der Kultur ihr jedesmal, zu [10/49/10] unserem Unheil verfallen sind. Dass hierdurch jede Errungenschaft auf dem Wege der theoretischen Erkenntnis vorerst u einem Unglück für die Menschheit geworden ist. Dass erst der langsame Ausbau der Erkenntnis, oft durch geistige Leistungen stauenswertester Art bewirkt, dahin geführt haben, die Unmöglichkeit dieser praktischen Anwendungen einzusehen und damit das Unheil einzudämmen. Dass die intellektuelle Versuchung vorzeitiger Anwendungen theoretischer Erkenntnisse so übermächtig ist, dass keine noch so qualvollen und fürchterlichen Folgen, die die Menschen hieraus treffen, gegen diese Versuchung waffnet. Dass die materiellen Interessen der Menschen, und wäre es ihr Leben selbst keinen dann gegen diesen Kurzschluss des logischen Denkens retten sondern dass grade die leibliche Not es ist, die uns dieser Versuchung gegenüber schutzlos macht, und dass nur die bewusst, heroische Haltung führender Geister Macht genug haben kann, die Menschheit vor den grauenvollen Folgen des Genusses jener unreifen Früchte, die am Baume der Erkenntnis wachsen, behüten kann.

[11/50/11] Wir wollen an einem historischen Beispiel das Gesagte verdeutlichen, bevor wir auf die weittragenden Schlussfolgerungen, die wir zu ziehen haben werden, eingehen wollen.

Zu diesem Zwecke werden wir die Geschichte der Medizin im XVII und XVIII Jahrhundert wählen.

Es handelt sich in der Medizin um das höchste Gut des Menschen: um sein Leben. Kein Vernünftiger wird behaupten wollen, dass sie ein “ideologisches” Gebiet, der Scheinwerte darstellt wie es Recht, Sitte und Religion für die Materialisten sind. Nicht der ideologische d.h. Scheinwert des Ruhmes, der Ehre oder der Menschenliebe sondern der white space d. Körpers Sicherheit white space. Ist dem Menschen sein Profit, seine Rente, sein Arbeitslohn wichtig, so ist ihm wahrlich auch sein Fuss wichtig, der ihm amputiert wird, oder sein Blut, das ihm abgezapft werden soll.

Es handelt sich weiter um sein Gebiet auf dem lange Zeit, die Ausübung der Kunst mit der höchsten materiellen Verantwortung verbunden war. Wurden doch sehr haufig die verschiedensten Leibärzte, von Fürsten, von Fürsten, Tyrannen und Heerführern kurzerhand hingerichtet, wenn die Kurmisslang, die Höfarzte verloren ihre Stellung, und auch die direct geschädigter Familien nach unglücklichen Fällen, auf der Tagesordnung. Bei gefährlichen Fällen wurde der Arzt white space zu erlegen und nach unglücklichen Fällen wurde der Arzt der Familie der Familie ausgeliefert. (Wunderlich). Ein Teil der berühmtesten Ärzte führte aus ähnlichen Ursachen ein sehr bewegtes Leben. -Es wird hier kaum berechtigt sein wie es heute so gerne geschieht, den Eigennutz der Ärzte an medizinischen Irrtümern als Erklärungsfaktor herbei zuziehen, da ihre leibliche Sicherheit, auch vom Standpunkt des historischen Materialismus, ausgesehen, immerhin ein genügender Beweggrund zur bestmöglichen Anwendung ihrer Wissenschaft abgegeben haben muss.

[12/50/12] Es handelt sich desweiteren in der anbrechenden Wissenschaft der Meizin nicht um Geister, auf die das noch so aufgeklärte heutige Zeitalter ohne weiteres mit der Geringschätzung herabzulicken vermag, die heute so leicht jenen zu Teil wird, die nichteinmal die modernen Errungenschaften eines Telephons, einer Dynamischen oder eines Börsenkrachs gekannt haben. Im Gegenteil: die grössten Denker und Gelehrten aller Zeiten waren es, die die ersten Steine zu diesem Bau gelegt haben. Einige sind unbestritten Geisteshelden der gesammten Menschheitskultur. Wir nennen nur Leonardo da Vinci, Galileo Galilei, Vegalius, Descartes, Pascal, Bacon of Verulam, Robert Boyle. In der Geschichte der Einzelwissenschaften sind Borelli, Sanctorius, Sylvius, van Helmont, Paracelsus nich gering Namen. Unter diesen finden sich jene grossen Denker und Experimentatoren, die bis auf heute das unübertreffliche Vorbild der empirischen Naturwissenschaft bilden. Niemand wird verständigerweise sagen können, dass die Vertreter der ihm white space Sekte der white space gediegener Köpfe, modernere Geister, kritische Denker sind.

Und endlich handelt es sich auf diesem Gebiet um das Hereinbrechen eines der schwersten Schicksalsschläge, die je über die leibende Menschheit gekommen ist. Um eine grauenvollsten Plagen, die die ärmsten der Armen, die Kranken und Siechenden betroffen hat, die die Menschen dahinraffte wie Seuche und Krieg und deren Schatten das Leben aller Gesunden verdunkelte. Nicht wie ein Scheinübel das nur die moralischen white space, sondern wie ein “wirkliches” Übel das das Leben aller zu vernichten droht. Es ist dies die praktische Medizin bis zum Anfang des XIX Jahrhunderts.

[13/50/13] Wir wollen an dem Beispiel der praktischen Medizin des XVII und XVIII Jahrhunderts, einen Zeitabschnitt der Jüngstvergangenheit, klaarlagen, dass die ersten grossen Entdeckungen der Physik, Chemie und Physiologie, die die Grundlagen zur modernen Naturwissenschaft gelegt haben, verhängnisvolle Folgen für die leitende Menschheit im Gefolge hatten. Dass da Erwachen des kritischen Geistes, in einer Intensität und white space wie sie uns heute unbekannt ist, der Leidenschaft zur experimentellen und beobachtenden Forschung, in einer Heftigkeit, wie sie uns lange nicht mehr gegenwärtig ist, nicht verhindern konnten, dass die Fortschritte der Naturerkenntnis in der denkbar unkritischsten Weise vorzeitig auf die Heilkunde übertragen wurden. Und dass erste das rastlose Fortschreiten der Naturwissenschaften zu einem unvergleichlich grösseren Wissensstand, dieser voreiligen Übertragung Einhalt tun könnte und allmählich zu jener relativ unschädlichen medizinischen Wissenschaft führte, wie wir sie heute kennen. Es wird sich hierbei um ein Gebiet handeln, wie die gemeinsamen leiblichen Interessen aller Menschen, also die höchste denkbare Integration menschlichen Eigennutzes unmittelbar betroffen ist und und die Kontrolle ausübt. Und an diesem Beispiel soll es sich erweisen, dass dieser Eigennutz gerade es ist, der diese gefährlichen Verfahren erzwingt und dessen Druck so gross ist, dass keinerlei Einsicht der Nich-Betroffenen (der Gesunden) und kein Leiden der Betroffenen gross genug ist um dem verhängnisvollen Hang des leidenden Menschen Schranken zu setzen, damit er nicht jeder Erkenntnis, so unbestimmt und so unreif sie auch sei, sofort und unmittelbar der Linderung seiner Leiden zuführet, und [14/51/14] ware das Ergebnis auch stets das niederschmetternste. Aus dieser Erkenntnis schrieb einer der grössten Geister des XVIII Jahrhunderts, François Quesnay, der Begründer der modernen Sozialphilosophie und Wirtschaftslehre, selbst Arzt und Naturforscher in seinen “Observations impartiales“ (1748) folgendes über diesen Wegenstand: (_________________________________|

Die ärztliche Wissenschaft bis zum Anbruch der grundlegenden naturwissenschaftlichen Entdeckungen

[14/51/14][4] Auch vor der Periode die mit Leonardo da Vinci, van Helmont, Galilei, Vesalius und Harvey für die Anatomie, Physik, Chemie und Physiologie anhebt, war es wahrlich nicht gut um die leidende Menschheit bestellt. Die Kunst Hyppocrates und seiner Schule war verloren gegangen. Die sorgfältige Beobachtung des Kranken, die Berücksichtigung des ganzen Menschen in der Behandlung, die getreue Vergleichung der Krankheitssymptome und Krankheitsbilder, die exakte Aufzeichnung der Krankheitsgeschichten, das stets Gegenwärtighalten halten der Heilkraft der Natur, als der Hauptstütze des Arztes, die genaue Abwägung dessen wann es zum Eingreifen Zeit sei und die ständige Rücksicht auf den Kräftezustand des Patienten, die schonende Art der Heilmethoden und das Streben[5] die Leiden zu linder[6], die sorgsame Pflege des Unheilbaren und die weitgehende Anwendung von white space[7] und Naturheilmitteln, vor allem aber [15/52/15] die Unvoreingenommenheit gegenüber allerhand Spekulationen und Theorien[8], Erklärungen und Deutungen physiologischer und pathologischer Prozesse: das war zusammen mit jener Hochzeit Perikleischer Kultur, der sie entstammte, untergegangen. Diese Medizin wusste wenig von Anatomie, Chemie, Physik und Physiologie. Sie war aber white space[9], gewiss oft heilbringend und wohl selten schädlich.

[15/52/15] Nicht aus einem skeptischen Kritizismus gegenüber voreiligen Systemen heraus, sondern aus einem kaum verständlichen Hang für gegenständliches floss es, dass die herkömmlichen vier Elemente und vier Elementarqualitäten, sowie einiges andere Begriffliche das aus der älteren griechischen Philosophie, gewissermassen axiomatisch, sich in der Hippokratischen Medizin vorfindet, in dieser Schule nie dazu geführt haben diese Begriffe anders als blosse Ausdrucks und Beschreibungsmittel zu benutzen, ohne ihnen ein eigenes unmaterielles Sein, oder gar eine bestimmende Grundfunktion für das Heilverfahren selbst zuzuschreiben, wie es im zweiten Jahr. nach unserer Zeitrechnung Galenus tat. [15/53/15] Nicht aus einem skeptischen Kritizismus gegenüber voreiligen Systemen heraus, sondern aus einem uns kaum verständlichen Hang zum gegenständlichen floss es, dass die herkömmlichen Elemente Elementarqualitäten, sowie einiges andere Begriffliche, dass aus der älteren griechischen Philosophie, gewissermassen axiomatisch, sich in der Hippokratischen Medizin vorfindet, in dieser Schule nie dazu geführt haben, anders als blosse Ausdrucks und Beschreibungsmittel zu benützen, ohne ihnen eine bestimmende Rolle für das Hei[l]verfahren selbst zuzuerkannen, welches im 2. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung Galenus tat.

Die Galenische Medizin hatte den Vorteil vor der Hippokratischen viel reichere naturwissenschaftliche Kenntnisse aufgenommen zu haben, hatte aber bereits den grossen [16/55/16][10] Nachteil ein System der Medizin gebildet zu haben. Damit war der Anfang des Übels gelegt.

This page contains question(s)
that we should discuss
in the Talk Page!
{Vielleicht der grösste Naturwissenschaften einer G_______ Naturforscher.}[11] Anderthalb Jahrtausende lang war dieses System die Grundlage der Heilkunst. Dennoch war sie Anfangs gewiss nicht vom hippokratischen Geiste gänzliche losgelöst: d.h. in ihrer Anwendung wurde dieses “System” mit viel mehr Rücksicht auf die oben angeführten Gesichtspunkte jener Schule gehandhabt, als es später der Fall war. Um aber die “naturwissenschaftlichen Vorstellungen” wie sie diesem System zugrunde lagen näher kennen zu lernen wollen wir einen, vielleicht den wesentlichen Teil seiner Physiologie white space. Erst wenn wir uns, vielleicht mit white space Mühe, eine Vorstellung von der Art und Weise machen wie sich Galenus die Bewegung des Blutes im menschlichen Leibe, dachte, werden wir begreifen, wie umstürzend Harvey's Entdeckung des Blutkreislaufes wirken musste, eine Entdeckung die dann die verheerendsten Folgen für die medizinische Praxis hatte. [?/53/?] Der Kern der galenischen Physiologie und Pathologie ist die Lehre von den vier Säften: den Blute, dem Schleine, der Gelle und der schwarzen Galle. Die verschiedenen Mischungen (Temperament von temperare = mizschen) der Safte, bestimmen den Gesundheitszustand des Individuums. Diese Lehre selbst, wie auch die von den 4 Elementen (Feuer, Wasser, Erde, Luft) von den 4 Elementarteigenschaften (Kalt. warm, feucht, warm, trocken) von der “eingeberenen Wärms” dem Pneuma und noch einige andere waren schon in die Hippokratische Vorstellungsweise aus der älteren Philosophie eingedrungen. Zu diesen kamen jene weiteren Vorstellungen, die von den Nachhippokratischen Schulen (den Jatrozophisten, Peripathetiken, Dogmatiken, Hierophilern, Erisostratiern, Pneumatiken, etc.) entwickelt worden waren.

Das ganze wurde auf Grund des Satzes, dass Entgegengesetzt mittels Entgegengesetztem behandelt werden müsse, zu einem strong formalistischen Heilverfahren entwickelt, in welchem Dyskrasien (Fahlerhafte Mischungen) gewisser Art, je nach der Elementareigenschaft, die ihnen zugesprochen wurde, und je nach dem Grade, in denen diese Eigennachtschaften vorherrschten, mit Hilfe gewisser Mittel behandelt wurden, die die Entgegengesetzt Elementareigenschaft im entsprechenden Grade enthalten sollten. Opium z.B. galt als trocken im 4. Grade und konnte daher bei Fieber das auch als trocken galt nicht verbreicht wurden; je heftiger das Fieber, umso weniger, Usw. Diese Medikamentation war schlich ebenso, wie ein formell unangreifbar schien.

Die Galenische Vorstellung von der Bewegung des Blutes im menschlichen Leibe ist die folgende gewesen. Bevor wie sie white space, müssen wir bedenken, dass Anatomen wie Leonardo da Vinci und Vesalius, Naturforscher wir Bacon Verulam sich den Menschen auf dieselbe Weise vorstellten, und dass selbst Descartes, vielleicht der grösste naturwissenschaftliche Methodiker einer Generation grösster Naturforscher, die Harveysche Entdeckung nur mit wesentlichen Einschränkungen zu Guntsen G's annahm.
[17/56/17] Auf Grundlage dieser und ähnlicher Vorstellungen lebte die Medizin der Araber und Inder fort, die nach dem Untergang des römischen Reiches, die Ausübung der Medizin übernahmen. Die Galenische Medizin war es die hier fortlebte, aber bald in einem scholastischen, bald in einem mystischen Gewende white space. Es ist bekannt, dass die Original Texte des Klassiker bald verloren gingen und dass auf Grund der endlos glossierten Texte, die immer falscher und falscher wurden, eine ganze Reihe von schier unverständlichen Streitfragen die Köpfe der Mediziner beherrschten. Die angewandten Heilmethoden waren immer mehr spekulativen Auslegungen der verschiedenen iatroscholastischen und iatrosphistischen Schulen entnommen, die sich zuweiler auf die dogmatische, oder auf die methodische oder irgendeine andere der nachhyppokratischen Schulen berief, oder alle Theorie ablehend sich kurzerhand “Empiristen” nannten. Gewiss waren diese Heilmethoden keine nützlichen, wie waren sogar gewiss schädliche. Nur sehr wenig sind die Heilmittel die richtig angewendet worden sind. Sie war aber dennoch im allgemeinen keine bösartige white space und white space. Denn dazu fehlte es ihr Autorität. Der Arzt war soviel wert, wieviel seine Kunst wert war. Und das ist die Wirkliche Ursache dessen, dass trotz ihrer extravaganten Ignoranz, spitzfindiger Verschrobenheit und philologischem Abrakadabra diese Medizin kaum Spuren in der Kulturgeschichte dieser Periode hinterlassen hat. Nur Fürsten hielten sich Ärzte, aber auch der sich einen Arzt hielt liess sich von ihm malträtieren. Dazu fehlt der Glaube. Das Volk aber wendete sich, wie immer an die Barber, die in Mitteleuropa oft nicht nur mit dem Chirurgen, sondern auch mit dem Arzt zusammen white space, oder an Quacksalber, die ihre historische Langlebigkeit offenbar daher beziehen, dass ihre Mittel, die wohl selten nützen, ebenso selten ernsten Schaden anrichten. -Diese kurze Kennzeichnung einer langen und vielfältigen Kulturenwickelung, versucht kein treues Bild von dieser zu bieten, sondern nur das Hauptmerkmal der Periode von unserem Gesichtspunkte aus anzugeben. [17/54/17] Auf Grundlage dieser und ähnlicher Vorstellungen lebte die Medizin der Araber und Juder fort, die nach dem Untergang des römischen Reiches, die Ausübung der Medizin übernahmen. Die Galenische Medizin war es die hier fortlebte, aber bald in einem scholastischen, abls in einem mastischen Gewnde vehrämt. Es ist bekannt, dass die Original Texte des Klassiker früh verloren gingen und dass auf Grund der endlos glossierten Texte, die immer falscher und falscher wurden, eine ganze Reihe von schier unverständlichen Streitfragen die Köpfe der Mediziner beherrschten. Die angewandten Heilmethoden waren immer mehr spekulative Auslegungen der verschiedenen iatroscholastischen und iatrosphistischen Schulen entnommen, deren Hauptwaffen Grammatik deren Hauptwaffen Grammatik und Philologie waren und sich zuweilen auf die dogmatische, oder auf die methodische oder irgendeine andere der zahlreichen nach Hippokratischen Schulen berief, oder alle Theorie ablehnend sich Kurzer Hand “Empiristen” nannten. Gewiss waren ihre Heilmethoden keine nützlichen, ei waren sogar gewiss oft schädliche. Nur sehr wenig sind die Heilmittel die richtig angewendet worden sind. Diese Medizin war aber dennoch im allgemeinen keine bösartige und painingende. Denn dazu fehlte es ihr Autorität. Das ist die wirkliche Ursache dessen, dass trotz ihrer extravaganten Unwissenheit Spitzfindigen Verschrobenheit und philologischen “Abrakadabra” diese Medizin tieferen Spuren in der Kulturgeschichte dieser Periode hinterüausen hat. Nur Fürsten hielten sich Ärzte, aber auch der sich einen hielt, liess sich von ihm misshandeln. Dazu fehlt es an Glauben. Der Arzt war soviel wert wieviel seine Kunst wert war. Das Volk aber wendete sich, wie immer an die Bader, die in Mitteleuropa oft nicht nur mit dem Chirurgen sondern auch mit dem Arzt zusammenfielen, oder offenbar daher beziehen, dass ihre Mittel, die wohl sehr selten nützen, ebenso selten einen ernsten Schaden antichten. -Diese kurze Kennzeichnung einer langen und vielfältige Kulturentwicklung, die sich räumlich wie zeitlich bunt gliederte, will kein treues Bild von dieser zu bieten, sondern nur das Hauptmerkmal von der Epoche von unserem Gesichtspunkte aus deutlich anzugeben.

Galileo Galilei's mechanische Untersuchungen sind der Ausgangspunkt jener Umwählzung die Jahre später zur Entdeckung des Blutkreislaufes durch Harvey führten. Galilei's experimentelle Methode schaffte in Italien eine Schule exakter Anatomen an deren Spitze Vesalius steht. Borelli und Sanctiorio führten die mathematisch-mechanistische Methode auf dem Gebiete der Physiologie weiter und erzielten Ergebnisse von der allergrössten Bedeutung. Dieselbe Methode war es die Harvey bei seinen Forschungen führte und damit zur grössten Entdeckung die die Wissenschaft von Menschen ja geleistet hat. Die philosophischen und methodologischen Ergebnisse wurden frühzeitig von Descartes in eine neue Weltanschauung gefasst, die als die mathematische Methode die führenden Geister dieser so grossartigen Periode beherrschte. Bacon's allgemeinere und unvoreingemommere Grundlegung der empirischen Methode kam daneben langsamer und erst allmählich zur Geltung.

Die Alchemisten, mit Baselius Valentinus und Paracelsus an der Spitze sind die Vorläufer der experimentellen Chemie. Zuerst suchten sie den Stein der Weisen um damit Gold zu schaffen, später um die Gesundheit und das Leben der Menschen zu erhalten. Ihre falschen Zicle führten sie zur richtigen Methode der experimentellen Chemie und so white space und verworren ihre chemischen Vortstellungen auch waren, so waren sie doch eine unendlicher Fortschritt gegenüber der sophistischen und scholastischen Chemie der Arabisten. Van Helmont folgte diesen Spuren, zum Teil mit exakten Methoden, und wurde der Entdecker der “Gase”. Jetzt gewannen auch die drei Elemente der white space (Paracelsus, etc.) Autorität und Geltung. Bis zum Ende des XVIII Jahrhunderts blieb es also bei der Alchemie (Trotz Boyle, Meadlow, Stahl und Priestley).

Umtürzend war die Wendung die das XVII Jahrhundert brachte. Physik, Chemie und Physiologie hatten wahre Wunder geschaffen. Galilei, van Helmont und Boyle, Borelli und Harvey hatten den Umkreis der Herrschaft des Menschen über die Natur zur ungeahnten Ausdehnung gebracht.[12] Die Philosophie, Erkenntnisstheorie, Ethik, Psychologie und Politik der Zeit waren von den neuen Möglichkeiten beherrscht.[13] Descartes hatte den Satz aufgestellt, das Sein und alle seine Erscheinungen in der Natur seien nichts als Bewegungen materieller Teile und hatte die Beschreibung des Fühlenden, handelnden Menschen als einer Maschine gegeben, die er mit allerdings willkürlichen physiologischen Vorstellungen ausstattete, aber mit keinen, die nicht im Bereiche der Möglichkeiten gelegen wären.

Mit fieberhaftem Eifer ging man daran die neuen Errungenschaften für die Medizin zu verwerten. Die besten Köpfe, Naturforscher und Mediziner in einer Person, gingen an die Arbeit und in Bälde war eine neue Medizin geschaffen, eine Medizin von ungeahnter Autorität, der man blindlings folgte und die das ganze Wissen ihrer Zeit in den Dienst der Menschheit stellten.

[20/59/20] Sehen wir zuerst die praktischen Ergebnisse dieser grossen Geistesbewegung:

Wie war es so weit gekommen? Wie konnte die Frucht der besten Geister zu einem Gifttrank für die Menschheit gebraucht werden? Wo ist der Schlüssel zu dieser grossen Niederlage?

Das erste Ergebnis der freudigen Verblüffung und des Stolzes, der die Forscher nach der Entdeckung Harvey's erfüllte, war eine scheinbar selbstverständliche: Die Medizin, wie sie bis dahin bestand, wurde in Bausch und Bogen verworfen. Eine Praxis die sich auf Galenische Vorstellungen aufbaute, konnte nichts für eine Zeit besagen, die das Grundgesetz des menschlichen Haushaltes entdeckt hatte. Hippokrates, der nicht einmal Galenische sondern wahrscheinlich garkeine Vorstellungen von der Bewegung des Blutes hatte, kam nicht mehr in Betracht. Damit waren nicht nur die Arabisten, sondern auch die viel gemässigteren Galenisten klassischer Art, verworfen, -was allerdings keine grosser Schaden war. Es war damit auch die Geistesrichtung des Hippokrates, das der unvoreingenommen neuen Beobachtung, der abwartenden und milden Behandlung, das wahrhaftig medizinische Prinzip auf lange verschüttet.

An ihre Stelle trat die Anwendung der physikalischen und chemischen Erkenntnis auf die Heilkunst. Die grossen Schulen der Iatrophysiker und Iatrochemiker traten mit Übermacht auf und beherrschten bis zur Mitte des XVIII Jahrhunderts die Medizin.

Wir beschränken uns darauf hier jene Persönlichkeiten und ihre Forschungsergebnisse anzuführen die ein charakteristisches Licht auf diesen grossen Process werfen können: Die Entdeckung transpiration inperceptibilis durch Santorio und die Sylviussche Fermentationslehre für die Iatrochemie.


[x/59/21] Es ist uns schon klaar, warum die Anwendung dieser und ähnlicher Erkenntnisse auf die Medizin verhängnisvolle Folgen nach sich ziehen musste:

  1. Der Stand des Wissens war noch viel zu gering, um die richtigen Grenzen, ja sogar die eigentliche Bedeutung der aufgedeckten Zusammenhänge zu begreifen. Die Tatsache allein, dass die wissenschaftliche Chemie noch nicht existierte, machte jede physikalische Vorstellung für den menschelichen Organismus zu einem grossen Irrtum, ebenso aber auch die Anwendung s.g. chemiatrischer Vorstellungen.
  2. Nur die genaue Beobachtung hätte ergeben können, ob die Anwendung empfohlenen Mittel zuträglich oder abträglich sei. Zu einer deartigen Beobachtung waren die Geister zu voreingenommen.
  3. Der einzig richtige Standpunkt, die Medizin auch weiter vollständig losgelöst von den Errungenschaften der Physik, Chemie und Physiologie zu betreiben, verstiess gegen die Autorität dieser neuen Wissenschaften und konnte gegen die Versuchung, aus diesen Erkenntnissen einen Vorteil für die leidende Menschheit zu ziehen, nicht widerstehen.
  4. Der wesentlichste Fehler aber war, dass man übersah, dass so viel man auch über allerhand Zusammenhänge der Naturerscheinungen in Erfahrung gebracht hatte, man über eigentliche Wesen des Lebens, der Gesundheit und Krankheit nochgerade so wenig wusste, wie vorher. Diese Erkenntnis allein hätte genügt um, falls man an ihr nur zäh festgehalten hätte, alle Verfahren ausser den rein medizinischen, aufzugeben. Sie hatte die grosse Leistung vollbracht, auf die es hier [22/60/22] ankam, alle Anwendungen durch energische und aktive Skepsis grundsätzlich abzulehnen.

Erst die unvergleichlich ausgedehnten Untersuchungen und Wissensstand der heutigen Naturforschung haben zu dieser weitgehenden Skepsis geführt und der Menschheit eine Heilkunde gegeben, die zumeist unschädlich ist und in vielen Fällen grossen Nutzen stiftet. Der übermässige Glaube der Masse an dieses neue Heil, das schwere und allgemeine Schäden für die geistig-sittliche Existenz der Zeit zur Folge hat, ist kein Verschulden medizinischer Wissenschaft. Sie ist bloss der Gegenstand, nicht aber die wesentliche Quelle des modernen medizinischen Aberglaubens.

Es muss eine der vornehmsten Bemühung der white space sein, die s.g. Wirtschafts und Sozialwissenschaft, die noch in der Phase der Iatrochemie und Iatrophysik steht, daran zu hindern, die Notlage der leidenden Gesellschaft zu so wüstem Unfug zu misbrauchen, wie es auf dem Gebiete der körperlichen Leiden unseren Vorfahren nicht erspart geblieben ist. Denn Lange wird es noch daueren, wenn wir die Möglichkeit einer solchen Entwickelung zugeben, bis diese Wissenschaften ihre eigenen Grenzen erkennen ud sich mit ihren erkenntnismässigen Aufgaben bescheiden. Bis dahin könnte die Menschheit am kriegerischen und revolutionären Aderlass längst verblutet sein.

[23/61/23] An dem Beispiel der Medizin haben wir es aufgezeigt, dass das Aufdämmern einer neuen Wissenschaft, wie es die der Naturerkenntnis war, für die Menschheit von den traurigen Folgen begleitet sein kann. Sie muss jedes Mal von diesen Folgen begleitet sein, wenn die pratkischen Anwendungen mittels eines Kurzschlusses geschehen, den die Mangelhatigkeit der theoretischen Erkenntnis erst möglich macht, gleichzeitig auch zu notwendigerweise irrigen Folgerungen hinleiten muss.

Es handelt sich aber hier um mehr eine Parallele zwischen den Anfängen der Naturlehre und der Soziologie in ihren Wirkungen auf praktische Heilmethoden: dort die leiblichen Übel der Einzelnen, hier die leibliche Übel von Massen. In Wirklichkeit entsprang die Soziologie auch einer der voreiligen Anwendungen derselben Naturlehre, die die verhängnisvolle Medizin des XVII und XVIII Jahrhunderts an Schuldkonto hat.

Das erste Sozialphilosophie System, das physiokratische, entstand unter unmittelbarer Einwirkung der Naturwissenschaften ihrer Zeit als eine Übertragung der Erkenntnis allgemeiner Gesetzmässigkeit in der Natur auf die Verhältnisse der menschlichen Gesellschaft. Ein [24/62/24] Jünger Quesnay's, Dupont de Nemours, schildert in seiner REde auf folgende Weise die Beteudung der neuen Lehre: _________. Und der Sekretär der Akademie der Wissenschaften, der Astronom de Fouchy, sprach in seien Eloge funebre die Folgende Worte: _________________. So entstand die Theorie der ordre natural, einer der nach mathematischen Gesetzen alle Verfügungen der Regierung, die ordre politique, ziffernmässig abzuleiten seien. Diese schon bei Quesnay materialistische Gesellschaft und Geschichtsauffassung, wurde durch Comte und Marx zu einer deterministischen. Die white space und Darwin's Kampf um's Dasein, waren die weiteren Erkenntnisse der mathematisch- wissenschaftlichen Methode die zur organischen Auffassung der Soziologie führten. Die Geschichte der Soziologie ist bis auf unsere zeit kaum mehr als eine zwangläufige Übertragung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse auf das gesellschaftliche Dasein der Menschen. -Dies ist jene “Wissenschaft” von der die Menschen unmittelbare Anwendungen für ihre white space Probleme suchen und die Berufung auf welche sie als eine “Wissenschaftliche”, also “höhere” Art der Politik gelten lassen wollen.

Als die vornehmste dieser soziologischen Schulen gilt auch heute noch die marxistische. Die materialistische Geschichtsauffassung und die im Kommunistischen Manifest und in Engel's “Von der Utopie der Wissenschaft” verkündigten Prophezeiungen und der dort vorgezeichnete Weg zu dem gelobten Land dieser Prophezeiungen zu gelangen, geniessen auch heute noch, Dank der umfassendden Unkenntnis der Führer von den Fortschritten des kritischen Denkens seit jener Zeit, eine Autorität bei den Massen, die nicht geringer ist, als es die der Iatrophysiker und Iatrochemiker zur Zeit des XVII und XVIII Jahrhunderts waren.

[25/62/25] Die Voreingenommenheit für diese Lehren und Auschauungen ist so gross, dass keine Miserefolge, die die Menschheit erleidet, die Augen zu öffnen vermag um ihre Irrigheiten einzusehen. Wie einst so wird auch heute jeder Miserfolg entweder der nicht genügenden Anwendung der empfohlenen Mittel oder einfach dem Zufall zugesprochen.

Der gesunde Menschenverstand, diese einzige Grundage aller Skepsis, ist ganz in Ungrade gefallen. Es ist ja wahr, in der Wissenschaft soll und wird er durch schärfere und bessere Denkmethoden ersetzt. Wie aber soll man sich darüber klaar werden. ob man einer Wissenschaft oder nur dem Schein einer solchen gegenüber steht? Dazu ist nur der gesunde Menschenverstand fähig und der wird eben ausgeschaltet. Aus dem falschen Zirkel gibt es kein Entrinnen mehr.

Die einfachste Erfahrung zeigt, dass wir heute nicht mehr als vor zehntausend Jahren einer Vorhersage auf dem Gebiete der Geschichte fähig sind. Diese Tatsache ist unwiderleglich und sollte von entscheidender Bedeutung sein. In Wirklichkeit ist sie es nicht, denn unsere wissenschaftliche Voreingenommenheit hindert uns daran eine so einfache Tatsache des gesunden Menschenverstendes überhaupt zu bemerken, geschweige denn ihr ein Richteramt über alle unseren Spekulationen und Theorien einzuräumen.

[26/63/26] Und dennoch ist ein Rückblick auf die letzten Jahre nicht offenbarer als, dass die Art und Weise wie die Welt verläuft von uns nicht vorhergesehen werden kann. Man mag sie zuweilen erraten, nie aber mit white space Methoden vorausbestimmen. Seit dem Ausbruch des Weltkrieges, einem Ereignis in dem wir noch mitten drin sind und von dem wir ebendarum noch nichteinmal wissen können, was es ist, vermag jeder, der sich Rechenschaft über sein eigenes Denken zu geben imstande ist und den Mut hat, dieses zu tun, bündig einstehen, dass unsere Vorstellungen von der Zukunft stets andere waren als wie sich diese Zukunft erwiesen hat. Die Schwäche des menschlichen Gedächtnisses, die uns ebenso anhaftet, wie die Schwäche der Vorstellungsgabe, die uns dazu verhilft die Leiden anderer heldenhaft erdulden zu können, -diese Schwäche unseres Gedächtnisses täuscht uns allerdings sehr oft über das Bild das wir von der Zukunft innehaben, - bevor diese zur Gegenwart wird. Diese Verschwommenheit, Verworrenheit und die widerspruchvolle Art unserer Hoffnungen und Befürchtungen ist die zweite Ursache aus der uns leicht so scheint, dass das was kam, “unwesentliches” oder “im Grossen und Ganzen,” oder “unter veränderten Umständen”, eben das ist, was wir auch erwartet hatten. So vermag der naive [27/64/27] Mensch sich leicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass die Ereignisse hier stets so unerwartet kamen, als ob es nie eine soziologische Wissenschaft gegeben hätte.

Eine bedeutend grössere Summe von Voreingenommenheit gehört allerdings dazu, wenn sich geschulte Köpfe und denkerisch verantlagte Geister über diese einfache, nackte Tatsache, ebenso leicht hinwegtäuschen lassen. Allerdings: ihre Schulung und ihr Denken ist eben kaum anders als die Schulung in den abergläubischen Wahlvorstellungen ihrer Sektenpropheizungen und ihr Denken ist nichts als die unkritische und unwissenschaftliche Verallgemeinerung dieser zukunftsbändigenden Methoden auf alles und jegliches. So kommt es dann, wie es immer der Fall ist, wie nicht Wissenschaft sondern bloss Scheinwissenschaft vorliegt, dass der naive geunde Menschenverstande der Wahrheit viel näher steht als das Denken der Sophists und Scholasten.

Das Gefühl der Verantwortung sollte aber stark genug sein um gegen den Schulgeist aufzunommen. Handelt es sich doch um Menschenleben, nicht nur um jene die durch den Tod geopfert werden sondern um eine unvergleichlich grössere Anzahl von Menschenleben derjenigen, die den Weg zum gelobten Lande ihrem Lebensweg machen und über deren ganzes Leben, Trachten und Wollen so entschieden wird.

[28/65/28] Die Marxisten sind es hauptsächlich die es heute den Iatrophysikern und Iatrochemikern am meisten nachtun. Ihre Heilmethoden begründen sich auf eine Reihe von Voraussagungen die wie sie es nennen “sowieso” eintreten werden. Dieser Ausdruck ist die white space für die Naturwendigkeit jener Prophezeiungen, mit dem Glauben an welche, sie diese aber erst wahrmachen wollen. Sie tun so, wie der geriebene Geschäftsmann, der zur Gründung einer Aktiengesellschaft mit dem Argumente überredet, dass die Sache “auch ohne ihn gemacht werden” würde. Er weiss genau, dass er jedes Mitglied mit diesem Arguments gewonnen hat, fühlt sich aber des Gelingens dieses Unternehmens so gewiss, dass er diese white space ruhig auf's Gewissen nimmt. Zum Schluss, vor lauter Wiederholung derselben Sqche und Wendungen, mag er selbst an diesen naturnotwendigen Zustande kommen seiner “Sache” zu glauben. - In Wirklichkeit ist weder ihre Wahrheit, noch Notwendigkeit durch all das viele Wiederholen gewisser oder fester geworden.

Es schleichen sich auf diese Weise Begriffe und Vorstellungen in die Köpfe der Menschen ein, die zu den grössten Hindernissen der Lösung jener Fragen werden, die für das unvoreingenommene Denken in Wahrheit vorlägen. Das scholastische System hat die verhängnisvolle Eigenart sein Gran von Wahrheit unter einem Turm von Irrtum zu begraben. Dieser [29/65/29] Turm von Irrtum ist es, der dann die Blicke anzieht, und das Gran von Wahrheit ist es, dass immer verschüttet bleibt.

Wir wollen nur in einem einzigen Beispiel darlegen, wie die white space Folgerungsweise diese Krebsschäden aller rein spekulativer Erkenntnis in den Wirklichkeitsgebieten, um sich greift und sich behauptet.

(Das Beispiel von der Milch u. der Säure)

Warum haben sich diese hellen Köpfe, diese an Bacon und Descartes geschulten Geister nicht gesagt: 1) all dies ist bloss möglich, aber darum noch nicht wahr; 2) dieser Möglichkeit stehen andere Möglichkeiten unabsehbarer Zahl gegenüber. 3) Der Wahrheit dieser Möglichkeit stehen aber auch sehr viele Wahrheiten entgegen und endlich; 4) warum sollten wir die Art und Weise wie wir den kranken Menschen, seine Krankheit und die praktisch bewährtesten Heilverfahren ohne Spekulation aufzufassen gewohnt sind, aufgeben, ohne die Gewähr dafür etwas besseres zu haben?

Sehen wir einmal zu, wie auf Grund der heutigen soziologischen Wissenschaft z.B. die Marxisten folgenn:
Heute herrscht Elend. Dieses heute ist der Kapitalismus. Was ist Kapitalismus? Das was an dem Wirtschaftssystem neuer ist und früher darum nicht da war. Was ist das? Das ist: Markt, freie Konkurrenz, [30/66/30] freies Verfügungsrecht über die Produktionsmittel. Was ist daher zu tun? Wir müssen den Markt, die freie Konkurrenz und das Verfügungsrecht über die Produktionsmittel abschaffen. Dann wird es kein Elend geben. Niemand fragt, ob nicht vorher vielleicht white space Elend geswen ist? Ob nicht vielleicht grade die Unfreiheit der Konkurrenz, also das Monopol, die Ursache des Elend sei? Ob man den Markt abschaffen kann? Ob nicht neue, viel grössere Übel entstehen müsste, wenn man die Freiheit des Menschen aufhebe? Ob diese Dinge, die hier Kapitalismus genannt werden, nicht ganz white space Dinge seien, die zum Teile nichts mit einander, zum Teil nichts mit dem Elend zu tun haben? Ob derlei Dinge, wie die, von denen hier die Rede ist, überhaupt mit einfachen Willensbeschluss abgeschafft werden könnten? Und ob das andere was dann sein würde, uns heute klaar genug sein kann um es diesem vorzuziehen? Ist es uns aber nicht klaar genug, warum nicht white space Wege, die uns klaar sind, daher zu beschreiten seien, als solche die es nicht sind? -Es gibt unzählige Fragen, die bedenken System als blosse Willkürlichkeit erscheinen zu lassen Ebendarum werden sie auch sorgsam unterlassen.

Die richtige Weise sich gegenüber der Zukunft zu verhalten

[31/67/31][14] Es ist eine auffallende, aber wenig bemerkte Tatsache, dass sich die Wissenschaft, wenn es sich um die Vorhersage der Entwickelung der Gesellschaft handelt, mit Vorliebe die fernere Zukunft zum Gegenstande wählt. Was nach Jahrhunderten eintreten muss, gibt sie vor mit Bestimmtheit zu wissen, was aber morgen sein wird, darüber weiss sie nicht mehr, als der einfachste und “ungebildete” Mensch. Darum haben wir die wissenschaftliche Prophezeiung dessen, was sich in gesellschaftlichen Dingen sowieso ereignen wird, (und mehr als eine Wahrscheinlichkeit hierfür, kann nie bestehen), ganz ausser acht zu lassen. Denn diesen Wahrscheinlichkeiten gegenüber, von der wir uns zu leiten lassen white space fühlen, steht eine Gewissheit gegenüber, die uns zwar die Zukunft aus sich allein noch nicht beherrschen lässt, aber uns die Gegenwart mehr als alles zu beleuchten vermag und darum auch auf den Weg zur Zukunft ein Licht wirft: das sind unsere Wünsche und Ideale sowie sie sich aus unserem Leben ergeben.

Unsere Wünsche und Ideale rechnen allerdings mit den Tatsachen, denn sie entspringen ja zum Teil aus ihnen. Und gewiss gehört zu diesen Tatsachen das was wir für nächste Zukunft mit Wahrscheinlichkeit vorhaussehen. Es ist also nicht abzustreiten, das wir uns dem Einfluss der Voraussicht nicht zu entziehen vermögen.

Dies ist auch mit obigen nicht gemeint. Der Hunger von morgen ist die Ursache der white space von heute und die Voraussicht dessen das wir einst auch alt werden, ist vielleicht eine der Hauptursachen warum uns schon heute das Alter verehrungsbedürftig erscheinen muss. Diese Voraussicht ist aber keine wissenschaftliche, sie hat keine [32/68/32] Voraussetzungen, die nicht die des täglichen Lebens wären, sie bleibt in allem und jeglichem innerhalb des Bereiches des gesunden Menschenverstandes. Sie unterscheidet sich wesentlich von jener Art der Voraussicht die sich die Soziologie oder die Wirtschaftslehre anmaasst.

Keine Erkenntnis white space oder philosophische, sondern eine praktische Untersuchung haben wir versprochen: die Unterscheidung zwischen Wissenschaft und Alltag ist klaar genug um jedem praktischen Zweck zu genügen.

Haben wir einmal eingesehen dass wir nur die Wahl haben uns entweder der Wissenschaft der Zukunft zu überantworten und unsere Wünsche und Ideale nach ihren Rathschlägen und Richtlinien zu richten, oder aber an unseren auf dem Wege in ihrer Verwirklichung zu entraten, -so haben wir die Alternative so gestellt, wie sie in Wirklichkeit vorliegt. Denn der Mensch der sich in dem phantastischen und doch so logisch scheinenden Reiche der Zukunft, die ihm die spekulative Soziologie eröffnet, ein Heim gefunden hat, muss unabweislich und unbedingt an seine ursprünglich white space Wünschen und Idealen large white space, - er ist in der Zukunft daheim, aber in der Gegenwart seines eigenen Lebens ist er immer mehr ein Fremder.

[33/68/33] Hat der Mensch aber einmal den Sinn seiner eigenen ursprünglichen Wünsche nicht mehr inne und beleuchten ihm seine Ideale nicht mehr das Dasein, so dass er ihren Sinn begreifen und festhalten kann, - so ist für ihn alles verloren. Denn unsere Wünsche und Ideale, sie können uns im dunkelsten Dunkel leiten und begleiten, denn es strahlt von ihnen eine Leuchtkraft aus die keine Finsternis ausschliessen kann, der Mensch aber, der nicht mehr fühlt und weiss, dass er Sinn des Weges den er geht, in ihm selbst und nur in ihm selbst lebt, muss notwendig irre gehen und wenn eine ganz andere Soziologie und ganz andere Wirtschaftslehre als die der heutigen und Obskurantisten, ihm die Wege weisen wollten.

Die Gefahren die durch das Abweichen von unserem natürlichen Lichte zu Gunsten künstlicher Beleuchtung, in der die Wissenschaft die Zukunft erstrahlen lässt, aufgebschowren werden, sind viel grössere als es der Verzicht auf die Geheimmittel der gesellschaftlichen Kabbalistik, die wir Soziologie nennen, im Gefolge haben:
Es scheint denen, die sich unter der Suggestion des Bolschewismus befinden, ganz einleuchtend dass, alles was heute ist shlecht ist, und wert das es zugrunde geht. Mit grösster Unhefangenheit gehen sie daher daran ein Gesellschaftswesen mit Gewalt zu errichten, das auf der Überwindung des individuellen Einzellebens, auf dem gemeinnützigen Zwang und auf einem unabsehbaren System von Centralismus und Staatsmacht aufgebaut ist. All dieses natürlich nur als Vorläufiges, -der Endzustand soll ein ganz anderer werden, offenbar ein solcher, der den Wünschen und Idealen der Menschheit besser entspricht.

Diese Wünsche und Ideale sind also auch in diesem Gedankengang nicht gänzlich zu vermeiden. Sie sind nur vorläufig ausser acht gelassen. Das praktische Vorgehen und die praktische Wirklichkeit für eine Generation zu der gesprochen wird, und dessen Lebensdauer mithin beansprucht wird, soll aber grade auf der vollkommen Ausschaltung und unspace dieser Ideale beruhen. In der Praxis bedeutet das: die systematische Verabsetzung, Verhöhnung und Leugnung dieser Ideale und Wünsche soll solange betrieben werden, bis sich die Menschen dazu verstehen sie für ihre Lebensdauer zu der white space, allerdings nur um sie für eine spätere Generation in Wirklichkeit umzusetzen. Bei diesem Lichte besehen, erscheint allerdings nicht nur die Theorie, sondern auch die Praxis der heutigen Iatrophysiker and Chemiker, schon in ihrer Vorbereitung zur eigentlicher Kun, so abtrus und grotesk, dass man kaum zu glauben vermag, das es das ist, was sie tun und vorschlagen.

[35/70/35] Wie gross ist doch unter diesem Umständen die Gefahr, dass die wirklichen Wünsche und Ideale der Menschen, white space selbst die white space Kommunisten stehen, ganz andere sind, als sie die Suggestion einer so very large white space Propaganda erscheinen lassen muss. Ist es doch gewiss, dass sich der Mensch eine zeitlang über seine eigenen Wünsche täuschen lässt, wenn nur die Suggestion die die Täuschung bewirken soll, gross genug ist.

Die Folgen eines derartigen Vorgehens müssen aber notwendigerweise verhängnisvolle sein. Denn die Wünsche und Ideale der Menschen, lassen sich bloss zeitweilig verdunkeln, nicht aber endgültig unterdrücken oder gänzlich auslöschen. Die Kriegssuggestion hat auch nicht ewig gedauert und heute wäscht sich die Menschheit von den Spuren die das Stahlbadspace des Krieges auf Leib und Seele hinterlassen haben.

Die Bolschewisten setzen also ihre systematische, von wissenschaftlicher Quacksalberei und revolutionärem Bühnenlicht eindrucksvolle gestaltete Hetze gegen die niedrigen Triebe des kapitalistisch white space Menschen fort: Freiheit des Geistes, Freiheit der Persönlichkeit, Freiheite vom Staate, Freiheit von der fremden [36/71/36] Einmischung in Heim und Hof, freies Leben auf freier Scholle, freie white space meiner eigenen Kräfte und freie Wahl der eigenen Ziele. -Wo ist der Gewähr, dass sich die Menschheit nicht wirklich täuschen lassen könnte und dass sie nicht zeitweilig durch die Kneipkur dieses neuen Stahlabdes gegangen, wieder “umlernen” könnte und, wie im Kriege, sich eine zeitlang dem Wahne hingeben könnte, sie habe sich in ihren bischerigen Idealen geirrt und das die neue Lehre des roten Militarismus das wahre und richtige sei?

Tritt aber dieser Fall ein, so ist alles verloren. Denn nichts ist gewisser, als das die Menschen garbald aus dieser Hypnose erwachen müssten und fänden sie dann nicht die versprochene neue Welt vor, so wäre es nur zu bald um jenes Gemeinschaftsgeschehen, zu dem man ihr die Zusage im Wachtraum einer Massenhypnose abgelockt hat. Mit welch alles zersprengender Elementarkraft würden sich nicht wieder die Menschen ihrer eigentlichen Wünsche besinnen, wie würden in dem Dunkel der Verirrung ihre ursprünglichen Ideale aufleuchten und die Papiermache Umwelt einer unwirklichen Kulissenwelt in Flammen aufgehen lassen -Welcher Leidensweg aber bis dahin, und welche Leidenswelt nachher.-

Die ganze Grösse der Verantwortung…

[72/86/37] Die ganze Grösse der Verantwortung aber die die Möglichkeit eines solchen Laufes der Dinge in sich schliesst, sollte doch jedem, dem das Schicksal der arbeitenden Klassen am Herzen liegt und die die unbedingte Notwendigkeit die empörende Ungerechigkeit der heutigen Umstände und ihre planlose Verworrenheit, die alles in ihrem Umkreise qualvoll und sinnlos white space gestalten muss, zu ganz anderen Zuständen umzugestalten, klaar eingesehen hat, mehr als jedem anderen, dieser ungeheuren Verantwortung müsste diesem in seiner ganzen Grösse bewusst werden.

Denn würde es zur Wahrheit werden, dass die Menschheit white space Bolschewistischen white space sollte und, was, die unabweisliche Folge dann sein würde, -sollte sich dann Arbeiterklasse im Namen ihrer alten Werte und Forderungen, diesen Versuch in Stücke schlagen, dann hätte für alle Freiheitskämpfer des Proletariats die letzte Stunde geschlagen. Eine Klasse die freiwillig zu dem früheren Kapitalismus zurückkehren würde, zurückkehren unter jenen Schlagworten und Idealen die ihnen die Kommunisten als die Ideale der ausbeuterischen Bourgeoisie zu kennen gelehre haben, eine solche Klasse wäre nicht nur physisch und moralisch white space, sondern auch geistig und sittlich entwaffnet auf unabsehbare Zeit wehrlos der ärgsten Siegesherrschaft der Reaktionären aller Länder ausgeliefert. Sie hätte die white space Schlacht verloren und kein Mittel würde es geben, ihre endgültige Versklavung aufzuheben. Nicht würde sie die Kraft in sich finden neu den Kampf aufzunehmen, denn sie hätte sich durch diese Wendung ihren Geschickes allen Anspruch auf Selbstgefühl und auf eigener Bestimmung verloren.

[?/86-87/38] Die arbeitenden Klassen waren zumeist -aber nicht immer!- der Herrschaft der Gewalt oder des allmächtigen Kapitals unbewusst. Dieser Zustand müsste auf unabsehrbare Zeit fortdauern, wenn die Ideale der Freiheit und der persönlicher Würde, diese allgemeinen Güter der Menschheit, durch einen white space Prozess large white space wie es erst die white space, dass die white space wäre, zu den Machtsymbolen der kapitalistischen Herrschaft auf ewig gestempelt würden. Was heute nicht wahr ist und was zu behaupten nur bolschewistiche “Übergangs-Taktik” ist, dann würde es zur Wahrheit geworden sein: Freiheit und Würde der Persönlichkeit, sie wären durch das Vorgehen der Arbeiterklasse selbst zu dem geistigen white space der kapitalistischen werden. Durch einen solchen gänzlich unwahren, ungerechtfertigten Schein, müsste sich die Klassenherrschaft einer Gruppe, der die Arbeiterschaft selbst die wirksamsten Mittel der geistigen Knechtung zugesprochen hat, unabsehbar white space aufrechterhalten. Wie der Feudalismus sich durch das white space auf den geistig-sittlichen Inhalt der Religion durch ein halbes Jahrtausend halten konnte, weil die Kirche ihre Kirche war, so müsste sich der Kapitalismus als white space der Freiheit und der Persönlichkeit geworden, geschmückt mit der Tiara des intellektuellen Pontifikates, auf lange Zeit seine Herrschaft behalten können.

[15]Unsere Untersuchung soll mithin eine erkenntnistheoretische noch eine ethische sein. Wir wollen uns weder mit der Frage der Praedetermination oder des gesellschaftlichen Determinismus befassen, noch mit der Frage des Seins und Sollens, als dem Grundproblem der sozialen Weltanschauung white im ethischen Sinn. Denn die Lösung dieser Fragen, obwohl wir sie für uns, nur im space indeterministschen und idealistischen Sinn beantwortet zu haben, sind nicht die, die die heutige Menschheit von den nächsten und schwersten Folgen ihres falschen Handelns abbringen könnten. Ob “die Zukunft” überhaupt als etwas von unserem Handeln Losgelöstes betrachtet werden kann oder nicht; ob diese “Zukunft”, falls sie so betrachten werden kann, auch so betrachtet werden soll oder nicht ist eine Frage, die wie immer wir sie beantworten, bei dem heutigen Tiefstand geistiger und ethischer Kultur leider nur geringes Verständnis und noch geringere praktische Wirkung haben könnte. Noch weniger Interesse würde würde der Frage entgegengebracht werden, ob derartige Begriffe, wie sie heute unserem Denken auf diesem Gebiete zu Grunde liegen, klaare, sinnvolle und wohlgegründete seien. Nur ein Gesichtspunkt ist es, der möglicherweise, im blinden Aberglauben an das s.g. “praktische” dahinlebende Generation, Gehör und Verständnis zu finden vermag, das ist der rein praktische Gesichtspunkt, in demselben Sinne des Wortes, wie er heute allem gesellschaftlichen Denken u. wollen zu Grunde liegt.

Nicht, dass es keine Zukunft, white space von unserem Wollen gibt. Nicht dass es eine solche für uns garnicht geben soll. Nicht, das ihre Vorhersage nur sehr unbestimmt und allgemein zu sein vermag. Sondern dass die Wissenschaft dieser Zukunft wie sie heute vorhanden ist vernünftigerweise keinerlei praktische Beihilfe für unser Handeln abzugeben vermag soll hier dargelegt werden. Und es soll versucht werden zu beweisen, dass sich jeder Versuch zu einem solchen Unterfangen die praktisch niederschmetterten Folgen haben muss und auch tatsächlich zur Folge hat.

Die Politik muss wieder zu einem Teil des Lebensweges werden

[76/88-89/-] Die Politik muss wieder zu einem Teil des Lebensweges werden. Im undurchdringlichen Gewirre vom Staats - und Gesellschaftsleben verlieren wir die Spur des einzelnen Menschen. Sobald wir das Gebiet des Gesellschaftsleben und öffentlichen Lebens betreten, verirren wir uns hoffnungslos und unser natürliches Orientierungswesen verlässt uns. Worüber wir keine Übersicht haben, scheint uns fremd, geheimnisvoll und drohend. Wenn wir die Fäden, an denen wir heute hilflos aneinander gekettet sind, entwirrt haben werden und das gemeinsame Leben einfach und white space vor uns daliegen wird, wie eine offene Hand, dann werden wir wieder den Weg des Einzelnen white space verfolgen können und den Mut und den Willen haben ihn zu gehen. Anarchismus und Bolschewismus haben eines gemeinsam: beide wollen sie die Fäden gewaltsam zerreissen, weil sie fühlen, dass die Seele erst frei sein wird seinen Weg zugehen, wenn statt dem Chaos white space wird. Um dieses Ziel zu erreichen opfert der Anarchist die Gemeinschaft und der Bolschewist den Einzelnen. Keines kann geopfert werden, wenn der Lebensweg wahr werden soll. Denn die Menschheitsgeschichte ist nichts als der gemeinsame Lebensweg des freien Menschen. Und gemeinsam muss er sein, wenn er seinen Sinn behalten soll. Nicht Gewalt hat die Fäden des Einzellebens zu zerreissen, sondern Erkenntnis hat sie zu entwirren. Nicht zu vernichten haben wir die Gemeinschaft, sondern sie zu begreifen. Dieses Begreifen, dieses Entwirren vermag nur die Seele, die handelnd tätig ist. Die Politik ist ein Teil ihres Lebensweges.

Der festeste teil der sozialen Wirklichkeit scheinen die s.g. Produktionsverhältnisse auszumachen, die sich juristisch in Eigentumsverhältnissen ausdrücken

[77/89-90/-] Der festeste teil der sozialen Wirklichkeit scheinen die s.g. Produktionsverhältnisse auszumachen, die sich juristisch in Eigentumsverhältnissen ausdrücken. Jedoch auch der Staat, der als Überbau dieser Produktionsverhältnisse gilt ist etwas relativ Festes, insofern es sich um eine rechtlich festgelegte Ordnung handelt: Wahlgesetze, administrative Einteilungen oder Wahlsysteme scheinen von Anschauungen und Meinungen völlig unabhängig Existenz zu haben. Wenn es auch wahr ist, dass die Geltung der Gesetze von der Macht des Staates sie durchzusetzen, abhängt, diese Macht selbst aber nie auf anderem als auf den Meinungen und Anschauungen dieser Macht beruhen, -so ist dennoch, solange diese Macht diese Macht besteht, die rechtliche Organisation der Gesellschaft eine objektiv Gegebene. Hier ist der Punkt, wo die Vorstellung der sozialen Wirklichkeit ihre wahre Stütze findet. Nicht dasjenige an der Gesellschaft, das, zwar von unserem Willen unabhängig ist, aber auch garnicht von ihm beeinflusst werden soll (Gebietsausdehnung, Fruchtsbarkeit, Anzahl der selbständigen Bodenarbeiter etc.) auch nicht das, was von einem Wollen dazu abhängt, wenn ich mir diesen Willens oft auch nicht bewusst bin, -sondern grade dasjenige was von meinem Willen zwar unhabhängig ist, es aber nicht sein sollte, -ist es was der Vorstellung von der sozialen Wirklichkeit zu Grunde liegt. In einer willensbeherrschten Gesellschaft ist dies nicht mehr der Fall.

…verstanden wird, die ihrem Bau nach ebensowohl federal wie…

[78/90/15] ………verstanden wird, die ihrem Bau nach ebensowohl federal wie einheitlich sein kann, ob sie nun ein Parlament, ein Congress oder ein politischer white space ist.

Welche Verbände ergeben sich in einer freien Gesellschaft aus dem Bedürfnis, “den Standpunkt der Menschen als Verbraucher, Benutzer und Geniesser von Gütern und Diensten white space zu verleihen, als den Individuen die ein gemeinsames Interesse an der Befriedigung gemeinsamer Bedürfnisse haben?“

G.d.H. Cole. Self-Government in Industry. 1920. s. Ed. Bell (London) p.10

Betrachten wir erst die persönlichen Bedürfnisse jedes Bürgers: Er benötigt eine Behausung, einschliesslich der Einrichtungsgegenstände, manigfaltige Textilprodukte und mancherlei andere Annehmlichkeiten. Ferner muss er oder sie white space bekleidet und mit einer anderen Mannigfaltigkeit von Gegenstand des Hausalts white space und des persönlichen Bedarfs bedient werden. Diese Bedürfnisse haben keinen Gemeinschaftscharakter und ihre Befriedigung erfordert den weitesten Speilraum für very laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaarge, large and so large empty white space

die Nachbarschaft betreffen. Wasser, Beleuchtung, und Behausung Hygiene, Strassen und Plätze, Strassenbahnen vielleicht white space, Lokale zum Genuss von Speise, Trank und Geselligkeit, Unterricht, Vorträge, Heirat, Bestatung oder white space. Ebenso Schulen aller Art, Spitäler und ärztliche [79/91/16] white space sowie unzählige andere öffentliche white space. Auch wer seinen Wohnsitz nie verlässt, hegt alle diese Bedürfnisse.

Die dritte Gruppe der Bedürfnisse hat mehr einen Landes- als einen lokalen Charakter. Hier ist Einförmigkeit wesentlich. Hierher gehört das ganze System des Landes-Verkehrs-Post-und-Telegraphen, sowie white space, sowie auch die Bedürfnisse der dritten Gruppe zu einigen ihrer white space

Schliesslich gibt es internationale Dienste manigfaltigster Art, zu denen das Netz des internationalen Verkehrs zur Grundlage dient: der Austauschprozess einer unabsehbaren Manigfaltigkeit von stofflichen und geistigen Gütern, Menschen und Ideen. Fast alle lokalen und Landes-Dienstzweige haben heute irgendeine internationale Beziehung. In diesem Bereiche ist Einförmigkeit Bedingung, oder zumindestens das Ziel das anzustreben ist.

Für den Gesichtspunkt der Verbände, die diesen Bedürfnissen entsprechen, ist es gleichgültig, dass die grossen white space hier keinen Platz finden (Bergbau, Eisenwerke, etc.). Handelt es sich doch um Befriedigung persönlicher Bedürfnisse, oekonomisch und nicht-oekonomischer Art gleichermassen.

Durch welche Verbände haben wir hier die Produzenten und

white space, die Verbraucher, Benutzer und Geniesser anderseits vertreten zu sein?

[80/92/17] Für die erste Gruppe der Bedürfnisse wären die Produzenten und white space in Gilden organisiert. Erstens in die Bau-Gilde und zweitens in die Verteilungs-Gilde, die die ganze Manigfaltigkeit der durch Fabriken und Manufakturen für den persönlichen und Haushaltsgebrauch bestimmten Gegenstände white space. Drittens eine ganze Gruppe von Gilden von Kleinproduzenten oder wenigstens lokalen Produzenten, wie Bäcker und Zuckerbäcker, Schneider und Schneiderinnen, Möbelfabrikannten die die grössten Anforderungen an Auswahl und Geschmacksrichtung zu entsprechen haben. In diesem Bereiche von der allergrössten Tragweite sind Genossenschaften die richtige Art der Vertretung der Konsumenten, soweit eine Organisation überhaupt notwendig wird und die Beziehungen von Prod. u. Kons. sich innerhalb des Rahmens rein persönlicher Beziehungen nicht white space lassen. Lokale Gilden Hand-in Hand arbeitend mit lokalen Genossenschaften, die die industriellen unmittelbar vertreten, ergeben hier die natürliche funktionnelle Vertretung.

Die zweite Gruppe der Bedürfnisse wird heute von öffentlichen und privaten Einrichtungen der allerverschiedensten Art besorgt. Für die Gildenorganisation ergeben sich hier keine Schwierigkeiten: die verschiedentlichen gemeinnützigen Dienste werden von industriellen Gilden, Unterricht und Gesundheitspflege von Zivil-Gilden übernommen werden. white space und andere white space der white space sind white space ebenfalls white space. Die Kirche hat erst heute eine white space und wird es immer mehr. Besonders anpassungsfähig [81/92/18] muss sich aber hier das Prinzip der Vertretung der Verbraucher white space, wenn es den Verschiedenheiten der Bedürfnissarten gerecht werden soll. Im allgemeinen sind es auf allgemeinem Wahlrecht beruhende Lokalgenossenschaften, die die white space und Geniesser zu vertreten haben. Jedoch nicht eine Körperschaft für alle Bedürfnisse. Wenigstens zwei oder auch drei verschiedene Vertretungen sind von Nöten. Die geistigen Bedürfnisse, wie white space Theater und white space Bedürfnisse, white space, öffentliche Anlagen, und Bauten space, sowie aesthetische und Geschmacksfragen überhaupt. Eine andere

Vielleicht eine dritte Behausungs- und Hygiene. Jede habe mit der entsprechenden industriellen oder zivilien Gilden sowie selbsttätigen white space zu arbeiten und uberdies sich jedem Eingreifen zu enthalten, wo das Engreifen besser unterlassen wird.

Für die Gruppe des Landes-Bedürfnisse finden sich die Landes-Gilden der Eisenbahner, white space etc. fertig vor. Die Vertretung der Verbraucher könnte sowohl dem Staat wie dem Landesbund lokaler Vertretungen überlassen werden. Letzter hatte aber den Vorzug, weil er dem funktionellen Prinzip im höheren Maasse entspricht, [82/19/19] als jenes ……… Auch die Landes- white space öffentlicher Bedürfnisse (z.B. Lokalvertreter) benötigt eine Konsumenten-Vertretung, die keine andere ist wie der Landesbund der betreffenden lokalen Konsumentenorganisation: z.B. der Landesbund der öffentlichen white space. Dieselbe Konsumschaft konnte auch die Vertretung der white space in dem Bereich der dritten Gruppe der Bedürfnisse, die einen Landescharakter haben, übernehmen. Diese white space also den Landesbund für Erziehung und white space, den Landesbund für Behausung und Gesundheitspflege, etc.

In internationalen Beziehungen hat das Land durch den betreffenden funktionellen Landes white space vertreten zu sein. Die internationale Regelung der Handelsflotte als öffentliche Notwendigkheit white space somit dem Landesbund für öffentliche white space, etc.

Bis zu diesem Punkt haben die funktionelle Vertretung der Konsumenten und Produzenten erfolgt ohne den Staate white space zu tun, (woraus folgt dass eine Landesbund Vertretung, auf funtkioneller lokaler Grundlage gewählt, weit mehr als Staat gelten soll.)

… Ist nun dieser Erscheinungsfall, der auch für die Naturwissenschaften als möglich…

[83/94/47?] …Ist nun dieser Erscheinungsfall, der auch für die Naturwissenschaften als möglich bewiesen wurde, für die theoretische Wirtschaftslehre und Soziologie auch wirklich der Fall?

Das dem in der Tat so ist, wird uns durch die Anschauung die in diesen Wissenschaften selbst vertreten werde, wesentlich erleichtert. Sie betrachten sich selbst nur insofern als Wissenschaften, als sie Ähnlichkeit mit den Leistungen der Naturwissenschaften aufweisen können. Sie entstanden als neue Anwendungsgebiete der naturwissenschaftlichen Erkenntnis und haben diesen Charakter auch fürderhin beibehalten. Die Abstraktionen auf denen sie sich gründen, sowie die Inhalt ihrer Vorhersagen, zeigen aber deutlich den Abstand in welchem sie hinter den führenden Naturwissenschaften zurückstehen. Das Zeit und Raum Netz das der physikalisch und chemischen Anschauungsweise als Unterlage dient, ist der Wirklichkeit der Natur näher, als der homo economens white space es dem wirklichen Menschen ist. Es gibt so manches an den Anschauungen, was nicht Zeit und Raum ist, aber es gibt kaum [] etwas was dem white space Zeit und Raum "entgegengesetzt" wäre. Es gibt hingegen für den wirklichen Menschen nicht nur sehr vieles, ausser der Selbstsucht, sondern es gibt auch manches, was der Selbstsucht entgegengesetzt ist. Und dies ist darum auch für den Menschen der Fall. Hat man wiederum den letzteren so white space, dass nichts als Selbstsucht in ihm verbleibt, so kann er, als abnormer Fall, kaum mehr ein Interesse zu beanspruchen

Was die Vorhersage der Zukunft……

Der aller wesentlichste Unterschied ist der, dass wir den Kranken auch ohne Art lassen können…

[84/95/23g] Der aller wesentlichste Unterschied ist der, dass wir den Kranken auch ohne Art lassen können und zuzuschen vermögen, was sich hierbei ereignet, -die Politik in gewissem Sinne aber keinen Augenblick aufgehoben werden kann, ohne den white space Untergang der Gesellschaft heraufzubeschwören. Die staatlichen Funktionen z.B. sind zum Teil solche, dass die nicht eine white space aufgehoben werden können, ohne dass alles in Nichts auflöse. Es ist daher die Frage: ob es nicht besser wäre die Politik white space, weder gut möglich noch auch versuchsweise zu beantworten. Die Menschheit befindet sich daher in der Lage, als ob ihr der Arzt mit der Krankheit white space wäre, -und das bedeutet, dass die wesentlichste Möglichkeit, die wir white space liegt, nämlich das: Nicht=Tun, -ausgeschlossen bleibt, muss.

Der zweite Unterschied ist der, dass Arzt und Patient hier nicht ein und derselbe Mensch sind. Wenn die Menschheit Politik treibt um sich selbst zu heilen, so tut sie wo, wie ein Arzt, der bemüssigt ist sich selbst zu heilen. Gewiss wird dem besten Arzt hierbei die nötige Unbefangenheit und Kaltblütigkeit abgehen und es wäre eine ganz andere Medizin, als die die unsere ist, wenn sie von aller Anfang nur von sich selbst beobachtenden Ärzten gemacht worden wäre, die die Aufgabe gehabt hätten sich selbst zu heilen.

[85/96/23h] Ebenso wesentlich ist es, dass die Zwecke der Medizin im Grunde feststehen und es sich immer nur um die Mittel handelt, die zu diesem Zwecke führen können. Die Linderung der Leiden u. die Erhaltung der Gesundheit -immer schweben diese dem Kranken und dem Arzte vor. Die Menschen sind aber grade bezüglich des Hauptzweckes den die Gesellschaft hat, nicht immer einer Meinung, sind nicht (leicht?) für neue Zwecke zugewinnen und so ist es mehr eine Wissenschaft der Mittel. An diesem Punkte versagt die Analogie völlig. Für uns bedeutete sie aber nicht mehr als ein Hilfsmittel um an einem white space Beispiel der Vergangenheit aufzusweisen, wie leicht der Menschengeist zu seinem Schaden irren könne u. dass es geistige Mittel gäbe den Gefahren des Irrtums auszuweichen. Das was wir für die Politik vorschlagen soll mit dem Ausdruck white space bloss um eine Reihe von Irrtümern formell white space nicht aber Inhalt nach angegeben werden.

…Man kann allerdings auch eine Summe von Lehrmeinungen Wissenschaft nennen

[-/45/-] Man kann allerdings auch eine Summe von Lehrmeinungen Wissenschaft nennen, die weder über ihren Gegenstand noch noch ihre Zwecke weder über ihre Methode noch über ihre Begriffe, weder über ihre Ausgangspunkte noch ein einziges ihrer Ergebnisse einer Ansicht sind, wenn diese Lehrmeinungen selbst und insbesondere der Widerstreit unter ihnen mit genügender Gelehrsamkeit geführt wird. Da wir letzteres nun keineswegs bestreiten wollen, so dünkt uns die Frage, ob es eine nationalökonomische Wissenschaft gibt oder nicht, als blosser Wortstreit, ganz und gar unwesentlich.

Das ist aber keine derartige Wissenschaft, die Soziologie und Wirtschaftslehre, in dem einzig hier praktischen Sinne des Wortes, erscheint uns als eine Tatsache von höchster Bedeutung, in dem Sinne nämlich, in welchem der Volksglaube an ihre Existenz festhält; als eine Summe von Lehrmeinungen, die in irgend welcher Beziehung geeignz sein könnten die Leiden der Menschheit zu vermindern, indem es den einzelnen Menschen oder Gruppen von diesen Anhaltspunkte für ein nützliches Verhalten zu bieten fähig wäre.

Hier machen wir also ein bedeutsames, in Wirklichkeit auf keine Weise gerechtfertige Zugestäjdnis betreffe der Existenz dieser Wissenschaften. Um klarer und entschiedener auf das Wesentliche zu kommen, wollen wir zu tun, als ob es gelungen wäre über Gebiet Methode, Grundbregriffe der Soziologie und der Wirtschaftslehre zu einer Uebereinstimmung zu gelangen. Wir wollen annehmen es könnte dies gelingen und es wäre sogar gelungen sich zu unbestrittenen Ergebnissen auf dem ganzen Gebiete dieser Wissenschaften durchzuringen. Denn der Kernpunkt der Frage ist der, ob sich aus einer derartigen wissenschaft vernünftiger Massen irgend welche Anhaltspunkte für unser Leben und Handeln ableiten lassen könnten. Es erscheint

Es erscheint diese Frage, auf die wir das Hauptgewicht legen, vielleicht vorerst paradox. Sind doch diese Wissenschaften heute voller praktischer und höchst praktischer Ratschläge und Richtlinien, sind sie doch voller Tendenzen und Ideale[,] Standpunkte und Programme. Wie wären sie den nicht mehr praktisch, wenn man sich über diese ihre Vorschläge erst einigen könnte. Man darf sich aber fragen, ob sie dies nicht gerade insolange sind und sein können, wie sie die Stufe der Wissenschaftlichkeit nicht erreicht haben und ob sie diesen ihren hochpraktischen Charakter das wahre Hindernis ihrer allgemeinen Gültigkeit, gerade zu Gunsten dieser nicht werden aufgeben müssen? Wäre dem so, dann läge kein Paradoxen vor, sondern die Paradoxie läge in dem Widerspruch den der Volksglaube in sich birgt, der sich für sein eigenes Leben autoritative Ratschläge von einem Erkenntnisgbeit holen möcht, dass zur Einmüdigkeit und über diese zur Allgemeingültigkeit erst gelangen kann, wenn es auf alles Ratschlagen verzichtet. Ob sich auf einer solchen Soziologie und einer solchen Volkswirtschaftslehre die Geister mit der Inbrunst von heute zu wenden würden, ist allerdings zweifelhaft.

Die neue Skepsis

[-/45/-] Kein Erkenntnis ist bekanntlich so schwer als die unserer eigenen Unwissenheit, Haben wir aber erst gewisse Kenntnisse über einen Gegenstand inne und wären diese noch so allgemein, unklar, ihrer Tragweite nach unkontrollierbar, ihrem wirklichen Wesen nach uns selbst unergründliche Kenntnisse, -dann ist die Hoffnung, die Erkenntnis unserer Unwissenheit zu erwecken und wach zu erhalten beinahe gäntöich dahin geschwunden. Die Geschichte der mittelalterlichen Naturwissenschaft z.B. ist unserem Verständnis längst entrückt. Es erscheint uns unbegreiflich wie die besten Köpfe eine Jahrtausendelang in ununterbrochen Spekulation über eine Gebiet vertieft ihre vollkommene Unwissenheit in diesem Gebiete übersehen haben konnten. Wie waren sie fähig auf die Dauer die blosse Idealisierung, Ordnung und Systematisierung ihrer verblüffenden Ignoranz, die die Scholastik auf naturwissenschaftlichen Gebiete darstellt, für Wissenschaft zu halten. Die Geistesverfassung, [-/46/-] espace blanc dass der Volksaberglaube, der auch die Führer beherrscht espace blancnder Ergebung den Sektenmeinungen der verschiedenen Eruschaftslehren zugetan ist. Dass dieser Aberglaube unser ganzes gesellschaftliches Handeln bestimmt. Dass die Kriege, Revolutionen Leden und Kämpfe von heute zum grossen Teile aus diesem unheilvollem Irrwahn stammen. Dass die volkswirtschaftliche Religion, die in der Form wesenloser Spekulationen die Führer, und verother Aberglaube die Massen in Banne hält, eine jener unwahren verirrten Geistenströmungen ist, die leider so oft die Menschheit irre geführt haben. Das die Menschheit heute über jenes Mass hinaus, dass im seine Gebrechlich und seine halngesellschaftliche Natur auferlagen, leidet, dass dieses Leiden aus einer ganz bestimmten Ursache stammt, die keine anders ist, als der aussichtslose und verhängnisvolle Versuch, aus den ersten dämmerden Anfängen seiner Erkenntnis des gesellschaftlichen Zustandes und seiner Zusammenhänge, vorzeitig Heilmittel zur Heilung der gesellschaftlichen Uebel herzuleiten. Der Glaube, auf dem sich dieserb Versuch gründet, ist der Aberglaube deh wir bekämpfen wollen. Denn die Heilung dieser Uebel, so weit sie heilbare sind, ist viel rascher, sichere und einfacher, auf Grund des gesunden Menschenverstandes unter der Befragung unserer natürlichen Wüjsche und urwüschisigen Ideale zu finden, als auf Grund volkswirtschaftlicher und soziologischer Theoreme. Wir wollen, weweisen, dass eine Erkenntnis der gesellschaftlichen Gesetzte, wie sie diese Systeme und Theoreme voraussetzen, uns tatsächlich erst aufdämmert. Dass diese Erkenntnis im hohen Masse unklar, unzusammenhängend, kaum mehr als ein Schimmer von dem Wesen der Sache ist. Dass der Sprung von der Erkenntnis irgend welcher Zusammenhänge, und wäre diese unvergleichlich vollständiger als sie es heute ist oder in nicht allzu ferner Zukunft zu sein vermug, - zur praktischen Anwendung dieser Erkenntnis, zur wissenschaftlichen Politik also unstatthaft und haltlos, theoretisch wie praktisch unmöglich ist. Dass die Versuchung jeden Schritt den wir in der Erkenntnis vorwärts tun, zur Linderung unserer brenndenen Leiden auszunützen, eine so mächtige schier unwiderstehlich ist, dass wir ihr im Laufe der Kultur, nicht einmal, zu unserem Unheile verfallen sind. Dass hier durch jede Errungenschaft auf der Bahndes theoretischen Fortschrittenumvorerst zu einem Unglück für die leidende Menschheit geworden ist, dass erst der langsame Ausbau der Erkenntnisse, oft durch geistige Leistungen staunenswertester Art bewirkt, dahin geführt haben, die Unmöglichkeit dieser praktischen Anwendungen einzusehen und damit das Unheil einzudämmen. Dass die intellectuelle Versuchung vorzeitiger Anwendungen theoretischer Einsichten so übermächtig ist, dass keine noch so quallvollen und fürchterlichen Folgen, die die Menschen hieraus treffen, gegen diese Versuchungen wappnen. Dass die leiblichen und materiellen Interessen der Menschen, und ginge es um ihr Leben, keinen Damm gegen diesen Kurzschluss, gegen des logischen Denkens bieten, sondern dass gerade unsere leibliche Not est ist, die uns dieser Versuchung preisgibt, und dass nur die bewusste, heroische Haltung führender Geister Macht genug haben kann, die Menschheit vor den grauenvollen Folgen des Genusses, der unreifen Früchte, die am Baume der Erkenntnis wachsen, zu behüten,

[-/47/-] Zu diesem Zwecke werden wir die Geschichte der Medizin im 17. und 18. Jahrhundert wählen.

Es handelt sich in der Medizin um das höchste Gut des Menschen, um sein Leben. Kein Vernünftiger wird behaupten wollen, dass sie ein “ideologisches” Gebiet darstelle, ein Gebiet der Scheinwerte, wie es recht, Sitte und Religion für den Materielisten sind. Ist er dem Menschen sein Profit, seine Rente, sein Arbeitslohn “Wichtig”, so ist ihm wahrlich auch seine Fuss wichtig, der ihm amputiert wird, und sein Blut, das ihm abgezapft werden soll.

Es handelt sich des weiteren um ein Gebiet, auf dem lange Zeit die Ausübung der Kunst mit der höchsten materiellen Verantwortung verbunden war. Wurden doch nicht selten die Leibärzte von Fürsten, Tyrannen und Herrführener kurzer Kand hingerrichtet, wenn ihnen die Kur misslang, die Hofärzte verloren ihre Stellung, und auch die action direct geschädigter Familien nach unglücklichem Ausgange war auf der Tagesordnung. Oft hatte der Arzt Kaution zu erlegen, und wurde in schweren Fällen auch der Familie des Patienten ausgeliefert. Ein Teil der berühmtesten Arzte führte aus ähnlichen Ursachen ein höcjst bewegtes Leben. -Es wird hier kaum berechtigt sein, wie es heute so gerne geschieht, den eigennutz der Aerzte an gewissen medizinischen Irrtümern zu Erklärung herenzu ziehen, da ihre leibliche Sicherheit auch vom Gesichtspunkte des historischen Materiellen aus geschen, immerhin ein genügenden Beweggrund zur bestmöglichen Anwendung ihrer Kenntnisse abgegeben haben muss. Nicht der ideologische, d.h. Scheinwert des Ruhmes, der Ehre oder der Menschenliebe, sondern der materielle, der körperlichen Sicherheit stand auf dem Spiele.

Es handelt sich des weiteren in den anbrechenden Wissenschaft der Medizin nicht um Geister, auf die unser noch so aufgeklärtes Zeitalter ohne weiteren mit der eringschaftzung herabzublicken vermag, die heute so leicht jenen zu Teil wird, die nicht einmal die modernen Errungenschaften der Dynamomaschine, oder eines Börsenkraches gekannt haben. Die grössten Denker und Gelehrten aller Zeiten waren, die die Grundlagen zu diesem Baue gelegt haben. Manche von ihnen sind unbeschrittens Getuschelten der gesamten Menschheitskultur, Leonardo da Vinci, Galilei Galileo, Versalius, Descartes, Pascal, Bacon von Verulam. Unter diesen finden sich jene grossen Denker und Experimentatoren, die bis auf heute das unübertreffliche Vorbold der empirischen Naturwissenschaft bilden. Keiner wird verständiger Weise behaupten können, dass die Vertreter der ihm anverwandten Sekte der Volkswirtschaftslehre, gedisgerne Köpfe, moderne Geister, kritischere Geister sind.

Und endlich handelt es sich auf diesem Gebiete um eines der schwersten Schicksalsschläge, die je über die Menschheit gekommen ist. Um eine der grauenvollsten Plagen, die die Aermsten der Armen die Kranken und sichenden betroffen hat, die die Menschen fahin raffte, wie Seuche und Krieg, und daren Schatten das Leben aller Gesunden verdunkelte. Bieht um ein “wirkliches” Uebel dass das Leben aller zu vernichten, tdrcht.

Es ist dies die praktische Medizin, des 17. und 18. Jahrhunderts.

See also

Notes

Karl Polanyi's Notes

  1. F. Oppenheimer, einer der jüngsten Vertreter dieser Wissenschaft, stellt über den Zustand dieser Wissenschaft berichtend fest, dass “deren Vertreter in keinem einzigen Punkte mit einander überstimmen.” Siehe Vorw. S. XVII zu Ch. Gide-Ch- Hist. Gesch. d. Volks., Jena, Fischer, 1913.

Editor's Notes

  1. M: Manuscript pages in the archive; T: Transcriptions pages in the archive; KP: Pages Numbers written by Karl Polanyi
  2. Pagination: M/T/KP
  3. „Maass“ in the archive.
  4. There is also another translation of the this passage, pp. 53-54 of the archive.
  5. Bestraben [53].
  6. „lindern“ [53]
  7. „diataïschen“ [53]
  8. „Theoremen“ [53]
  9. „schonend“ [53]
  10. M / T / KP.
  11. Part forgotten by the KPI transcription. See detailed image on the right.
  12. "Bacon und Descartes waren erstauden.“ [55]
  13. ”Die System von Gassendi und Hoppes waren tief vom Geiste der neuen Naturwissenschaft beinflusst.“ [55]
  14. Man. / Trans. / KP
  15. (IIa reverse side of p. 38) - KPI's translator